enomyc will weiter wachsen. Dabei spielt das M&A-Geschäft eine zentrale Rolle. Erst kürzlich wurde dazu ein neues, international wirkendes Team vorgestellt. Robert Neufeld ist als Head of Distressed M&A und Co-Head Corporate M&A mit an Bord. Neben operativer Branchenkompetenz bringt er umfangreiche Transaktionserfahrung mit.

Wie schätzt er die weitere Entwicklung des Marktes in den kommenden Monaten ein? Was macht eine Transaktion erfolgreich und worauf kommt es dabei im Mittelstand besonders an? Erfahren Sie mehr dazu im Interview.

Herr Neufeld, wie sind Sie ins M&A-Geschäft gekommen?

Zunächst habe ich einen klassischen Corporate Finance Hintergrund mit einem MBA-Abschluss an der Frankfurt School of Finance and Management. Nach operativen Führungspositionen als Bereichsleiter und Geschäftsführer in der Automobilzulieferindustrie bin ich seit 2019 für enomyc tätig und habe seitdem den Distressed M&A-Bereich maßgeblich mitentwickelt. Neben meiner Expertise im Transaktionsumfeld gehört die operative Umsetzungserfahrung zu meinen Kernkompetenzen.

Welche Vorteile hat das für Ihre Kunden?

Grundsätzlich ist der Mix aus operativer Führungserfahrung, Branchen-Know-how und Transaktionskompetenz in komplexen Fragestellungen wie dem Unternehmensverkauf von Vorteil. Über die Jahre entwickelt man ein recht gutes Verständnis für die nicht immer offen kommunizierten, tatsächlichen Interessenslagen der im Prozess beteiligten Personen. In so einer Situation ist man immer auch ein Stück weit Psychologe.

Was fasziniert Sie persönlich am Transaktionsgeschäft?

Unternehmenstransaktionen sind immer anlassgebunden. Je nachdem ob man auf der Buy oder Sell Side mandatiert wird, kann die Veräußerung eines Unternehmens unter anderem aus der Motivation der Nachfolgeregelung, dem Herausstrukturieren nicht zum Kerngeschäft gehörender Teilbereiche (Carve-out) oder dem Verkauf aus einer Sondersituation (Distressed M&A) getrieben sein.

Der Verkauf aus Sondersituationen ist eine Spezialform. Neben exogenen Einflussfaktoren im unmittelbaren Marktumfeld des Unternehmens können auch finanz- und leistungswirtschaftliche Elemente zu der Entscheidung des Unternehmers hinleiten, in möglichst kurzer Zeit einen externen Investor für das Unternehmen zu begeistern. Aus dieser Ausgangslage heraus entwickelt der Transaktionsprozess häufig eine hohe Dynamik, was ich persönlich sehr spannend finde. In einem strukturierten Verfahren wird auf der Investorenseite eine Wettbewerbssituation erzeugt, die unter hohem Zeitdruck zu einer Maximierung des Übernahmeangebotes führt.

Der deutsche Markt ist in den Jahren 2020 und 2021 fast zum Erliegen gekommen. Wie sehen Sie denn jetzt die aktuelle Situation und wie es weitergeht in naher Zukunft?

Der Distressed M&A-Markt war 2020 noch relativ gut. Nicht historisch gesehen, da gab es sicher bessere Jahre. Aber das erste Coronajahr war aus der Perspektive des krisen-induzierten Transaktionsmarktes kein so schlechtes. Anders 2021, als der Markt über diverse staatliche Rettungspakete mit Liquidität geflutet wurde. Seit Mitte dieses Jahres erleben wir allerdings wieder eine deutliche Belebung.

Welche Branchen sind davon betroffen?

Alle Old Economy Branchen, die sich durch den Einsatz neuer Technologien in einem völlig neuen Marktumfeld wiederfinden, stehen enorm unter Druck und könnten vor einer Konsolidierungswelle stehen. Darauf wirken verstärkend die aktuellen Entwicklungen am Energiemarkt, die Inflation und die Veränderung der Finanzierungskosten ein. Dies gilt für reine B2B-Geschäftsmodelle, aber auch für den Markt mit Endverbraucherprodukten. Diese Unsicherheit in Bezug auf die zukünftige Entwicklung beobachten wir in unseren aktuellen Beratungsmandaten. Die Veräußerung seines Unternehmens zu einem angemessenen Kaufpreis, noch vor einer möglichen, stärkeren Marktdisruption scheint aktuell im Vordergrund zu stehen. 

Haben Sie den Eindruck, dass die Komplexität generell zunimmt?

Unternehmenstransaktionen sind grundsätzlich mit einer gewissen Komplexität verbunden, da im Projektverlauf diverse Fachdisziplinen einbezogen werden. Die aktuelle makroökonomische Entwicklung kann zu einer Erhöhung der Komplexität führen, wenn bisher als sicher angenommene Determinanten nur noch mit geringerer Belastbarkeit in die Unternehmensplanungen einfließen.

Jedenfalls glaube ich, dass die Beratungsintensität zunimmt. Unternehmer, die jetzt kurzfristig verkaufen wollen, sind in der Regel auf den Verkauf nicht vorbereitet. Für den Berater gilt es dann, den Unternehmer genau dort abzuholen, wo er gerade steht, und ihm behutsam zu vermitteln, wie so ein Prozess abläuft. Am Ende geht es ja darum, ein Lebenswerk zu veräußern – und da braucht es, anders als in einem Großunternehmen, in dem darauf spezialisierte Abteilungen sich Tag für Tag mit nichts anderem beschäftigen, gerade im Mittelstand sehr viel Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl. Bei Unternehmenstransaktionen, bei denen es um so etwas Sensibles wie das Lebenswerk eines Unternehmers geht, ist das das A und O. Wenn Ihr Gegenüber merkt, dass Sie fachlich und inhaltlich nicht auf Augenhöhe sind, verlieren Sie schnell das Vertrauen.

Welchen Beitrag leisten Sie, damit so ein Verfahren am Ende erfolgreich ist?

Ein entscheidender Faktor ist die vorbereitenden Arbeiten im Projekt. Die Zusammenstellung der notwendigen Unterlagen, die Analyse der Daten und die Beschreibung des Zielunternehmens aus Sicht der potenziellen Investoren erhöht die Treffsicherheit und spart nachgelagerte Arbeiten im weiteren Prozess. Dabei geht es darum, das Unternehmen so darzustellen, dass sich potenzielle Investoren dafür interessieren. Bereits bei der Erstellung des Transaktionskonzeptes müssen Sie überlegen: Für wen könnte das Unternehmen interessant sein? Wenn wir innerhalb einer Industrie, sagen wir Antriebstechnik im Automobilbereich, ein Target haben, dann macht es keinen Sinn, Investoren anzusprechen, die in der Bekleidungsindustrie tätig sind.

Das heißt, da sind vor allem auch Ihre Branchenkenntnis und Ihr Netzwerk gefordert...

Ja, und es ist natürlich von Vorteil, hier auf einen breiten Erfahrungsschatz zurückzugreifen und eine gewisse Marktkenntnis zu besitzen. Da sind wir bei enomyc sehr breit aufgestellt, da wir branchen- und sektorenübergreifend in den letzten 20 Jahren diverse Unternehmen begleitet haben. Das andere ist unser ausgeprägtes Netzwerk, das über viele Jahre gewachsen ist.

Sie sind Head of Distressed M&A und Co-Head Corporate M&A bei enomyc. Was sind Ihre Ziele, wo möchten Sie mit Ihrem Kollegen Ian Kayanakis als Head of Corporate M&A mit den beiden Bereichen hin?

Wir haben uns in den letzten zwei Jahren intern neu strukturiert und sind personell sehr gut aufgestellt mit vielen erfahrenen Kolleginnen und Kollegen, die in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an Transaktionen erfolgreich umgesetzt haben. Wir beherrschen unser Handwerk. enomyc wird im Markt als verlässlicher Partner und Spezialist im Transaktionsumfeld wahrgenommen.

Auf dieser Grundlage wollen wir jetzt unsere Marktpositionierung vor allem auch im Distressed M&A-Bereich weiter ausbauen und uns gezielt Partner suchen, mit denen wir in den kommenden Jahren eng zusammenarbeiten. Zudem wollen wir uns im Transaktionsgeschäft bei mittelständischen Unternehmen breiter aufstellen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Neufeld.

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