enomyc hat Grund zum Feiern: Was als Zwei-Mann-Betrieb in einem Büro mit Elbblick begann, hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einer der führenden Unternehmensberatungen für den Mittelstand entwickelt. Mit dem wachsenden Leistungsportfolio vergrößerte sich das Team, inzwischen hat enomyc sieben Standorte im In- und Ausland. Der neue Markenauftritt macht auch optisch deutlich, dass sich einiges verändert hat. Wie verlief der Start vor 20 Jahren? Was haben die Gründer in den folgenden Jahren gelernt und was planen sie für die Zukunft? Ein Gespräch mit Martin Hammer und Uwe Köstens über schwierige Starts, die Kraft des Mindsets und das Kehren vor der eigenen Tür.

Herr Hammer, die Krise scheint zum Dauerzustand zu werden. Politisch brennt es an allen Ecken und Enden, Deutschland gilt wieder als kranker Mann Europas, die Unternehmen hierzulande klagen über hohe Kosten, Fachkräftemangel und ausufernde Bürokratie. Würden Sie unter diesen Bedingungen heute nochmal gründen?

Auf jeden Fall! Als wir Anfang der 2000-er gestartet sind, waren die Bedingungen auch nicht gerade optimal. Der Neue Markt war gerade kollabiert, ein großer Teil des Strategie-Beratungsgeschäftes wurde infrage gestellt, kleinere Anbieter sind vom Markt verschwunden, die Big Four haben ihre Consulting-Teams zusammengeschmolzen. Eigentlich brauchte kein Mensch damals die klassischen Berater. Wir aber haben diese Krise als Chance für eine andere Art der Beratung gesehen, der Verbindung von klassischer Strategieberatung mit operativer Exzellenz in der Umsetzung. Nur beides führt zum Erfolg.

Was ist Ihr „Rezept“, um mit dieser Unsicherheit umzugehen?
Hammer: Das Wichtigste ist aus unserer Sicht, sich immer wieder kritisch selbst zu hinterfragen und zu schauen, ob man für das Ziel, das man verfolgt, noch richtig aufgestellt ist. Das ist mühsam, aber es lohnt sich. Unsere Erfahrung aus rund 1.300 Projekten zeigt, dass sich leider gerade mittelständische Unternehmen oft nicht die Zeit für diesen Prozess nehmen, den wir Re-Dynamisierung nennen.

Was genau heißt Re-Dynamisierung für Sie?

Köstens: Re-Dynamisierung heißt, dass Sie Ihr Geschäftsmodell grundlegend auf den Prüfstand stellen, um dort, wo es nötig ist, Anpassungen vornehmen. Bei uns hat dieser Prozess eingesetzt, als Martin Hammer und ich Mitte 50 waren. Wir haben uns gefragt, wie wir die Transformation hinbekommen, die uns auf die nächste Entwicklungsstufe hebt. Zu dieser Zeit hatten wir rund 15 sehr erfolgreiche Jahre hinter uns. Mit der Umbenennung von K+H Business Partner zu enomyc haben wir, wenn Sie wollen, ohne Not aus Raider Twix gemacht. Viele haben uns damals gefragt, warum wir das tun. Für uns war es der richtige Schritt. In solchen Situationen braucht man also auch den Mut, die Entschlossenheit und die Disziplin, seinen Plan umzusetzen.

Hammer: Wir haben uns damals aus einem erfolgreichen, aber auch schon etwas satten und selbstzufriedenen Zustand heraus komplett neu aufgestellt. Das war ein riesiger Transformationsprozess. Dabei haben wir festgestellt, dass das genau die Situation ist, in der viele mittelständische Kunden aktuell stecken.

Wie kann man sich diesen Prozess vorstellen und was hat sich bei enomyc im Zuge der Re-Dynamisierung konkret verändert?

Hammer: Fast alles. Wir haben neue Themen in unser Leistungsportfolio aufgenommen. Wir haben unsere Expertise durch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in vielen Bereichen erweitert und vertieft, sei es im Hinblick auf M&A, auf das Thema Real Estate, mit Blick auf Digitalisierung und KI oder im Bereich ESG. Wir sind deutlich jünger und erfreulicherweise auch deutlich weiblicher geworden. Und wir sehen, dass das auch viele wertvolle Impulse für die tägliche Arbeit mit sich bringt. Mit Ralf Ehret haben wir zuletzt einen ausgewiesenen Debt Advisory-Experten an Bord geholt, der unser Angebot für Unternehmen in der Krise großartig abrundet.

Wir haben uns also inhaltlich deutlich breiter aufgestellt und wir sind gewachsen. Aber wir haben uns auch gefragt, wie wir in einem Arbeitnehmermarkt für neue Kolleginnen und Kollegen attraktiv sein und bleiben können. Hier spielt nach meiner Überzeugung unser Rebranding 2019 eine zentrale Rolle, denn es macht unseren Anspruch, am Puls der Zeit zu sein, deutlich. Nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch.

Warum ist der Re-Dynamisierungsgedanke aus Ihrer Sicht gerade für den Mittelstand so wichtig?

Köstens: Weil die meisten Mittelständler im Gegensatz zu großen Konzernen keine Strategieabteilungen haben, deren Aufgabe es ist, vom operativen Alltag losgelöst genau solche Themen im Blick zu haben und Veränderungen voranzutreiben. Der Großteil der mittelständischen Unternehmen ist vom Tagesgeschäft absorbiert, von den bürokratischen Zusatzaufgaben, die ihnen der Staat auferlegt, mal ganz zu schweigen. Je nach Eigentümerstruktur und Management ist deswegen das Risiko, zu spät auf veränderte Markt- und Wettbewerbsbedingungen zu reagieren, sehr groß.

Das Stichwort Re-Dynamisierung steht auch im Zentrum Ihrer aktuellen Kampagne, die unter anderem Online und immer wieder an großen Bahnhöfen und Flughäfen zu sehen ist. Welche Botschaft wollen Sie damit transportieren?

Hammer: Wir wollen eine Lanze brechen für ein neues Denken im Mittelstand. Für eine Bereitschaft in den Unternehmen, sich gerade vor dem Hintergrund der aktuellen strukturellen Krise für den Wandel und für eine neue Dynamik zu öffnen. Wir glauben, dass der Schlüssel für ein erfolgreiches Beratungsunternehmen genau wie für jedes andere Unternehmen darin liegt, dass man die Leute mitnimmt und beispielsweise die Chancen der Digitalisierung für eine Re-Dynamisierung nutzt. Dafür brauchen sie junge Leute, „digital natives“, die viele Dinge ganz anders angehen und dadurch neue Optionen erschließen. Wenn wir in unseren rund 1.300 Projekten in den vergangenen 20 Jahren eines gelernt haben, dann ist es die Erkenntnis, dass gerade der Mittelstand einen Change of Mindset braucht. Wir möchten die Unternehmen dabei unterstützen – mit unserer eigenen Erfahrung und dem fundierten Know-how unseres Teams.

Jetzt, am 2. November 2023, wird aber erstmal auf dem Eventschiff MS KOI hier im Hamburger Hafen gefeiert: 20 Jahre enomyc. Wie fühlt sich das für Sie beide an?

Köstens: Wunderbar! Ich begreife die Entwicklung von enomyc als Geschenk. Natürlich steckt unglaublich viel Arbeit drin, aber wir haben auch Glück gehabt. Und wir beide sind uns darüber im Klaren, dass wir ohne die Menschen, die diesen Weg begleitet und ermöglicht haben, heute nicht da wären, wo wir sind. Ohne unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, den langjährigen genauso wie den neuen, und ohne die vertrauensvollen Partner an unserer Seite, seien es Finanzierer, Insolvenzverwalter oder die vielen Anwälte, mit denen wir in all den Jahren gut zusammengearbeitet haben.

Hammer: Natürlich bin ich stolz auf das, was wir geschaffen haben. Dankbar für die Erfahrungen und das Vertrauen unserer Kunden und Partner. Mein Blick richtet sich aber in erster Linie nach vorne. Ich schaue optimistisch und gelassen in die Zukunft, auch wenn sie sicher noch die eine oder andere Hürde mit sich bringen wird. Wir haben keinen Stein auf dem anderen gelassen, um die besten Voraussetzungen für den weiteren Weg zu schaffen. Das ist für mich die zentrale Botschaft an unser Team, aber auch an unsere Partner und Kunden. Wir freuen uns auf die nächsten 20 Jahre, gemeinsam mit Ihnen.

Es bleibt also spannend. Herr Hammer, Herr Köstens – herzlichen Dank für das Gespräch!

An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, liebe Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner sowie vor allem auch bei unseren Expertinnen und Experten und bei unseren Kolleginnen und Kollegen für das Vertrauen, die fortwährende Unterstützung und das stets hohe Interesse an unseren Interviews, Fachbeiträgen und Podcasts bedanken. Wir bei enomyc freuen uns, Sie auch die nächsten 20 Jahre mit vielen interessanten Beiträgen zu bereichern.

Jetzt Branchen-Insights erhalten!