Leistungsfähige Batteriespeichersysteme gelten als eine „der“ Voraussetzungen für eine erfolgreiche Energiewende. Trotz bereits ansehnlicher Zugewinne in den vergangenen Jahren bietet der Markt noch immer große Wachstumschancen – aber auch Risiken. So sehen sich insbesondere mittelständische Anbieter mit hohen Anforderungen konfrontiert, etwa durch komplexe regulatorische Vorgaben. Nach Teil 1 zum Thema "Batterieproduktion in Europa: Zwischen Krise und Comeback" beleuchten die enomyc-Autoren Jan Holsten und Robert Schröder in Teil 2 der Beitragsreihe Prognosen, Rahmenbedingungen und Anwendungsbereiche für Batteriespeichersysteme in Deutschland und zeigen, wie Unternehmen ihre Finanz- und Ertragskraft nachhaltig stärken können.
Es geht voran mit der Energiewende in Deutschland: Zwischen 2014 und 2024 ist die installierte Leistung erneuerbarer Energien um rund 60 Prozent gestiegen. Für die Jahre 2025 bis 2035 rechnen Branchenexperten mit einem weiteren Zuwachs um etwa 50 bis 70 Prozent – insbesondere im Bereich Photovoltaik und Offshore-Wind (vgl. BMWK, 2025). Doch je größer der Anteil dieser volatilen Erzeuger wird, desto essenzieller ist eine leistungsfähige Speicherinfrastruktur. Denn ohne ausreichende Speicherkapazitäten müssen Wind- und Solarstrom häufig ungenutzt abgeregelt werden. Außerdem muss deutlich mehr Kapazität erneuerbarer Energieträger installiert werden, um auch in „schlechten“ Zeiten, während sogenannter Dunkelflauten, eine ausreichende Stromversorgung sicherzustellen.
Und die ist wichtig, denn als Industrieland ist Deutschland rund um die Uhr auf eine stabile Stromversorgung angewiesen. Dabei geht es nicht nur um das Abfedern von Lastspitzen in energieintensiven Branchen, sondern auch um eine verlässliche Grundlast. Batteriespeicher können hier als Puffer fungieren, indem sie überschüssige Energie aufnehmen und bei Unterversorgung abgeben. Indem sie Angebot und Nachfrage enger verzahnen, beschleunigen sie die Transformation.
Mit dem bisherigen Ausbau von Batteriespeichern wird das prognostizierte Wachstum bei den Erneuerbaren nicht effizient zu flankieren sein, weder was die Leistung noch die Stückzahlen betrifft. Studien deuten darauf hin, dass sich die verfügbare Speicherkapazität mindestens verdreifachen müsste, um nennenswerte Engpässe zu verhindern. Bleibt dieser Ausbau hinter den Erwartungen zurück, drohen Versorgungsengpässe und Produktionsdrosselungen – gerade in energieintensiven Sektoren, die kaum Spielräume für volatiles Lastmanagement haben. Dadurch würde nicht nur die Energiewende ausgebremst, sondern möglicherweise auch die industrielle Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland leiden.
Rahmenbedingungen für Anbieter von Batteriespeichersystemen
Insgesamt interagiert der Batteriespeichermarkts eng mit politischen, ökonomischen und technologischen Entwicklungen. Förderprogramme auf Bundes- und Länderebene setzen Anreize für Betreiber und Endkunden. Beispielsweise fördert die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) über das Programm „Erneuerbare Energien – Speicher“ die Anschaffung stationärer Batteriespeicher. Auf Länderebene wiederum unterstützt Bayern im Rahmen des „10.000-Häuser-Programms“ gezielt Photovoltaik-Batteriespeicher zur Eigenverbrauchsoptimierung. Solche Maßnahmen senken die Kapitalkosten und machen Speichersysteme attraktiver – vorausgesetzt, die Anforderungen an Effizienz und Dokumentation werden erfüllt.
Gleichzeitig führen immer strengere Umwelt- und Recyclingvorschriften dazu, dass der Aufwand der Unternehmen, sämtliche Compliance-Anforderungen zu erfüllen, immer weiter steigt. Auf EU-Ebene gilt seit Februar 2024 die neue Batterieverordnung (EU) 2023/1542, die unter anderem strengere Recyclingquoten sowie umfassendere CO₂-Nachweise vorschreibt. In Deutschland wird sie durch das neue Batteriegesetz (BattDG) umgesetzt, das im August 2025 vollständig in Kraft tritt. die zusätzliche Recyclingquoten und umfassendere CO₂-Nachweise fordert. Entscheidend für die Profitabilität sind vor allem die Rohstoffpreise für Batteriezellen: Die steigende Nachfrage nach Lithium, Nickel und Kobalt kann zu Engpässen und Preissprüngen führen, während verschärfte Lieferketten-Regularien besonders kleinere Akteure zusätzlich belasten. Technologische Weiterentwicklungen erlauben zwar höhere Energiedichten und längere Lebenszyklen, erfordern jedoch laufende Investitionen in Forschung und Entwicklung. Wer hier gezielt auf neue Zellchemien oder alternative Materialien setzt, kann sich wirksam vom Wettbewerb differenzieren.
Die Top Five-Anwendungsbereiche für Batteriespeicher mit den höchsten Wachstumsraten
In folgenden Bereichen sind mittelfristig die größten Wachstumschancen für Batteriespeichersysteme zu erwarten:
- Eigenverbrauchsoptimierung in Gewerbe und Industrie: Angesichts steigender Strompreise und des wachsenden Drucks, CO₂-Emissionen zu reduzieren, setzen immer mehr Unternehmen auf Photovoltaik in Kombination mit Speichern. Dadurch sinken die Bezugskosten und die Unternehmen werden unabhängiger vom öffentlichen Netz.
- Netzdienstleistungen und Frequenzstabilisierung: Batteriespeicher tragen dazu bei, Frequenzschwankungen auszugleichen und so eine höhere Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Nachfrage danach wächst, weil das Netz durch die Substitution fossiler Energieträger zunehmend auf volatile Einspeiser angewiesen ist.
- Lastspitzenkappung (Peak Shaving): Große industrielle Verbraucher reduzieren kostenintensive Lastspitzen, indem sie bei kurzfristig hohen Leistungsanforderungen Energie aus dem Speicher statt aus dem Netz beziehen. Dadurch sparen sie Netzentgelte und verringern das Risiko von Spannungsschwankungen.
- Arbitrage und Energiehandel: Ein weiterer Vorteil von Speichern: Sie können in Zeiten von Niedrigpreisen geladen und bei höheren Preisen entladen werden. Neue Handelsmodelle (z. B. über kurzfristige Stromhandelsplattformen) eröffnen zusätzliche Erlöspotenziale, sofern die Anbieter entsprechende Skaleneffekte erzielen.
- Integration in Ladeinfrastruktur für Elektromobilität: Je höher der Anteil von Elektrofahrzeugen, desto größer der Bedarf an Ladesäulen. Dabei muss verhindert werden, dass das Stromnetz überlastet wird. Besonders Schnellladevorgänge mit z. B. 800 V und 350 kW beanspruchen die Netzinfrastruktur, insbesondere bei paralleler Nutzung mehrerer Ladepunkte. Batteriespeicher übernehmen diese Lastspitzen und ermöglichen flexible Ladevorgänge.
Alle fünf Segmente wachsen laut Bundesverband Energiespeicher jährlich um 20 Prozent oder mehr. Anbieter sollten ihre Geschäftsmodelle und Produkte daher möglichst exakt auf diese Anwendungen zuschneiden und darauf achten, alle relevanten Sicherheits-, Automations- und Monitoring-Anforderungen zu erfüllen.
Chancen, Risiken und Best Practices
Die Chancen im Batteriespeichersektor – etwa Kostendegressionen in der Zellproduktion, steigende Nachfrage und neue Ertragsmodelle – liegen auf der Hand. Doch genau diese Trends sind es auch, die internationale Wettbewerber anlocken und die Preise unter Druck setzen. Wer sich ausschließlich auf günstigere Batteriezellen konzentriert, steigert damit also nicht automatisch den Gewinn, sondern gerät leicht in einen intensiven Preiskampf. Skaleneffekte sind im Massenmarkt zwar wichtig, ersetzen aber nicht den Bedarf an Spezialisierung und Servicekompetenz.
Gerade mittelständische Hersteller sollten deswegen auf differenzierte Strategien setzen, um sich im Wettbewerb nachhaltig zu behaupten. Best Practices umfassen unter anderem:
- Branchen- und Kundennähe: Individuell zugeschnittene Lösungen für anspruchsvolle Industriekunden (z. B. Chemie, Automobil, Maschinenbau) schaffen echten Mehrwert. Eine enge Abstimmung mit den Produktionsprozessen der Kunden und ein tiefes Prozessverständnis machen Anbieter zu gefragten Partnern.
- After-Sales-Services: Wartungsverträge, Fernüberwachung oder kontinuierliche Schulungen für Kundenteams – solche Servicepakete schaffen langfristige Bindungen und stärken das Vertrauen.
- Qualität und Sicherheit: Zertifizierungen nach aktuellen Normen und ein transparenter Umgang mit Lieferketten und Recyclingprozessen sind Qualitätssiegel, die die Kaufentscheidung positiv beeinflussent.
- Kooperationen und Partnerschaften: Strategische Allianzen mit Zulieferern und Energieversorgern helfen dabei, Kosten-, Innovations- und Marktzugangsrisiken zu verteilen.
Ein Beispiel für eine gelungene Umsetzung der skizzierten Best Practices ist TESVOLT, ein deutscher Spezialist für gewerbliche und industrielle Speicherlösungen. Das Unternehmen setzt unter anderem auf modulare Speicherkonzepte, die sich flexibel in bestehende Infrastrukturen integrieren lassen, und setzt stark auf Qualität, Service und umfassende Beratung – Faktoren, die TESVOLT in verschiedenen Branchen zu einer etablierten Marke für Batterieenergiespeicher gemacht haben.
Batteriespeicher im Energiehandel
Der Energiehandel via Batteriespeicher bietet gerade für Betreiber mit größeren Kapazitäten oder in Partnerschaft mit Energieversorgern interessante Erlöspotenziale. Das Modell: Niedrigpreisphasen zum Laden nutzen und bei höheren Börsenpreisen wieder einspeisen. Die Höhe der Gewinne hängt zum einen von der durch die Strompreisvolatilität resultierenden Preisspanne ab, zum anderen davon, wie effektiv das Zusammenspiel aus Preisprognosen, Speichermanagement und Vermarktung funktioniert. Langfristig könnte die Rendite jedoch sinken, je mehr Akteure diesen Markt für sich entdecken. Erfolgreiche Anbieter setzen daher auf Multi-Use-Konzepte und kombinieren den Energiehandel mit weiteren Speicheranwendungen (z. B. Netzdienstleistungen), um die Auslastung und Profitabilität zu optimieren.
Batteriespeicher: Grundlage für eine erfolgreiche Energiewende und eine wettbewerbsfähige Industrie
Batteriespeichersysteme sind eine essenzielle Stütze der Energiewende. Sie können diese beschleunigen, indem sie die volatile Erzeugung aus Wind- und Solarenergie mit dem stetigen Bedarf eines hochindustrialisierten Landes in Einklang bringen. Zugleich zeigt sich: Scheitert der Ausbau an fehlenden Kapazitäten oder unzureichender Wirtschaftlichkeit, gerät nicht nur die Energiewende ins Stocken, sondern mitunter auch die Wettbewerbsfähigkeit großer Teile der Industrie.
Mittelständische Anbieter müssen die steigende Nachfrage bedienen, sich gegen wachsenden Wettbewerb zu behaupten und eine Vielzahl rechtlicher Vorgaben zu erfüllen. Erfolgsentscheidend sind dabei differenzierende Geschäftsmodelle, F&E-Investitionen und belastbare Partnerschaften.
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