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Corona und kein Ende – Was heißt das eigentlich für die Banken? Wie schätzen Finanzinstitute derzeit die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Kunden ein? Wie aussagekräftig sind Gewinn- und Verlustrechnungen (GuV) nach den zahlreichen Liquiditätshilfen der Bundesregierung? Wie erlebt Rita Herbers als Vorständin der Hamburger Volksbank die Corona-Pandemie und wie wurde sie die erste Vorständin in der 160-jährigen Geschichte der Hamburger Volksbank?

Darüber sprechen Rita Herbers, Vorständin der Hamburger Volksbank, und unser Managing Partner Uwe Köstens im enomyc Podcast.

Herzlich willkommen, Frau Herbers. Ich freue mich sehr, dass Sie da sind und sich für das Interview zur Verfügung stellen – in einer Zeit, in der die persönlichen Kontakte gerade wieder deutlich reduziert werden müssen.

Wir kennen uns jetzt seit fast 20 Jahren. Seither hat sich bei uns beiden viel getan. Aber sprechen wir nicht über mich, sondern über Sie: Ausbildung bei der Sparkasse im Emsland, dann zehn Jahre bei der Sparkasse in Osnabrück, 20 Jahre bei der Dresdner Bank / Commerzbank – Da haben wir uns kennengelernt. Sie waren in unterschiedlichen Funktionen zuerst bei der Dresdner Bank und später bei der Commerzbank tätig. Zuletzt, das war sicher die spannendste Zeit, in New York. Habe ich etwas ausgelassen?

Nein, das passt.

Das klingt nach einer sehr strukturierten Entwicklung, bei der das Firmenkundengeschäft immer im Mittelpunkt stand. Mit Blick auf diesen Werdegang war Ihre Berufung zur Vorständin ja fast zwangsläufig. Wie ist es dazu gekommen?

Ich denke, es gibt nicht den einen Weg, um Vorständin zu werden. Mein Fundament waren die vielen Jahre im Firmenkundengeschäft, denn ich bin unverändert der Meinung, dass es einen fachlichen Schwerpunkt braucht. Dann habe ich in der Zentrale gearbeitet, einmal als Bereichsleiterin und einmal als Abteilungsleiterin. Das hat für mich extrem den Blick geweitet, indem ich mich mit strategischen und projekthaften Themen beschäftigte. Und ich bin im Ausland gewesen. Da war es weniger das Wissen, das ich dort erworben habe. Es war für mich in erster Linie eine Lebenserfahrung, die mich als Person abgerundet hat.

Die Kombination aus diesen beruflichen Stationen, aber auch ein Netzwerk zu haben, und natürlich mit dem einen oder anderen Headhunter zu sprechen. Denn letztlich bin ich über einen Headhunter zur Hamburger Volksbank gekommen und dort Vorständin geworden. 

Also zusammengefasst: Es gab nicht diesen einen entscheidenden Schritt, sondern es ist die Summe der Erfahrungen, die Sie sammeln durften, die Sie auf diesen Weg fast zwangsläufig geführt hat.

Zwangsläufig passiert das nicht. Ich denke, auch das gehört zur Wahrheit dazu. Ich habe 20 Jahre in der Commerzbank / Dresdner Bank gearbeitet. Das ist eine lange Zeit. Und wenn Sie sich dann überlegen, nochmal einen anderen Schritt zu gehen, dann muss es eine Entscheidung hin zu etwas sein. Für mich war es die Kombination aus Vertrieb, denn ich bin in der Hamburger Volksbank zuständig für den Markt und Strategie, also Projekte zu besetzen. Es gibt nicht so viele Aufgaben, wo sie beides miteinander verbinden können. Insofern war es mein Wunsch, das zu machen, zudem noch in meiner Lieblingsstadt Hamburg: Da hat vieles zusammengepasst.

Das freut mich sehr. Wir kennen uns lange und insofern habe ich Ihre Karriere auch verfolgen dürfen. Ich denke, ein wesentlicher Punkt in Ihrer beruflichen Entwicklung war, dass Sie auch bereit waren, sich immer wieder räumlich zu verändern. Vom Emsland nach Osnabrück, von Osnabrück nach Hamburg, von Hamburg nach Frankfurt, von Frankfurt nach New York und dann wieder von New York über Münster nach Hamburg.

Das ist schon eine eindrucksvolle Reise, die Sie da angetreten haben, auch immer verbunden mit der Bereitschaft, Neuland zu betreten. Empfehlen Sie das anderen auch?

Das muss natürlich jeder für sich entscheiden. Es ist immer ein beruflicher Schritt und eben auch eine persönliche Veränderung. Sie haben das schön beschrieben. Ich habe mich gar nicht immer ganz verändert. In einigen Funktionen bin ich auch einfach gependelt. Ich habe nie wirklich in Frankfurt gewohnt. In meinen Frankfurter Jahren, das sind fünfeinhalb Jahre gewesen, habe ich meine Homebase immer woanders gehabt. Da, wo ich leben wollte.

Insofern waren es nicht ganz so viele Stationen, die insgesamt viele Vorteile hatten. Sie werden einfach viel offener, viel mutiger. Und spätestens, wenn Sie im Ausland sind und irgendwo bei Null anfangen und nicht das Netzwerk wie in Deutschland haben, dann wissen Sie, Sie können gefühlt jedes Thema lösen. Auf der anderen Seite bedeutet es auch immer wieder, die Komfortzone zu verlassen. Dazu müssen Sie bereit sein. Wenn Sie dann zusätzlich noch eine räumliche Veränderung haben, ist das eine andere Sache, als wenn Sie am nächsten Tag einfach in ein anderes Büro gehen.

Das kann ich gut nachvollziehen. Bei uns in der Beraterbranche sind Flexibilität, vor allem räumliche Flexibilität unerlässlich. Hätten Sie mich vor 30 Jahren gefragt, hätte ich mir auch nicht vorstellen können, an drei, vier Tagen in der Woche woanders zu sein. Mittlerweile macht mir das so viel Freude, dass ich es im Moment sogar wieder etwas vermisse, in diesen herausfordernden Zeiten. Wir werden darauf gleich noch zu sprechen kommen.

 

Was raten Sie gerade jungen Frauen in der Finanzbranche, die eine Führungsposition anstreben?

Das eine ist: Seien Sie mutig! Als mich mal ein Bereichsvorstand gefragt hat, eine Aufgabe zu übernehmen, antwortete ich tatsächlich „Aber das kann ich doch gar nicht“. Er sagte nur, „Nun bleiben Sie mal ganz ruhig und schlafen Sie eine Nacht darüber.“ Ich habe eine Nacht drüber geschlafen und mich abends mit dem Vorgänger ausgetauscht. Am nächsten Morgen bin ich ins Büro gegangen und habe überzeugt geantwortet: „Jawohl, ich mache das.“ Eine typische Frauen-Reaktion, die Sie bei Männern relativ selten erleben.

Das eine ist also Mut und Neugier. Und, auch das gehört dazu, bilden Sie Netzwerke. Vernetzen Sie sich innerhalb Ihrer Branche, außerhalb der Branche und suchen Sie auch, und das habe ich immer gemacht, den Kontakt zu erfahreneren Menschen. Das kann ein Mentor sein, es kann ein formelles Mentoring sein oder ein informelles Mentoring. Einfach um das Gefühl zu bekommen, in welche Richtung geht es denn? Für mich lebt der Erfolg sehr stark vom Austausch mit anderen.

Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Sie haben letztes Jahr, also mitten im Corona-Jahr, ihren Dienst als Vorständin bei der Hamburger Volksbank angetreten. Das war sicherlich sehr speziell mit den Vorschriften und Regularien, die zu beachten waren.

Das war in der Tat sehr speziell. Tatsächlich habe ich nach 20 Jahren in meiner alten Funktion gekündigt, eine Woche bevor der erste Lockdown in Deutschland kam. Ich habe mich auch mitten in einer Pandemie aufgemacht zu neuen Ufern.

Stichwort Mut.

Stimmt. Das war also der erste Schritt. Als ich im letzten Sommer bei der Hamburger Volksbank startete, haben wir noch alle gedacht, das wird schon irgendwie. Doch im Oktober / November folgte der zweite Lockdown. Da war ich tatsächlich zum Teil auch im Homeoffice. Wir sind ein Dreier-Vorstand. Einer von uns war immer im Büro und die anderen beiden arbeiteten von zu Hause aus.

Ich bin Vertrieblerin durch und durch und meine Freude an der Arbeit entsteht, wenn ich mit Menschen in Kontakt treten kann. Ob es unsere Mitglieder sind, unsere Kunden, die Mitarbeiter, davon lebt das für mich. Das ist natürlich sehr speziell, wenn Sie im Homeoffice sitzen und eine Videokonferenz nach der anderen haben. Da haben Sie zwar auch Kontakt, doch einen persönlichen Kontakt aufzubauen, ist per Videocall extrem anspruchsvoll. Das gelingt nur in Teilen.

Wir beide haben uns auch das erste Mal noch über eine Videokonferenz „wiedergesehen“, als ich wieder zurück in Hamburg war. Dann trafen wir uns im Sommer persönlich, da einfach der Kontakt ein ganz anderer ist. Die Zeit der Kontaktbeschränkung gab mir natürlich auch die Möglichkeit, mich intern intensiver um die Hamburger Volksbank zu kümmern, vor allem, da jegliche Veranstaltungen ausgefallen sind. Möchte man also etwas Gutes an der Situation finden, dann ist es eben genau die Zeit gewesen, in der ich mich mehr um interne Dinge kümmern konnte. Im Sommer habe ich mich umso mehr gefreut, wieder Kunden zu sehen, Mitarbeiter zu sehen – und zwar im persönlichen Kontakt. Jetzt laufen wir wieder in eine Zeit, in der es ins Homeoffice geht.

Die Inzidenzen steigen dramatisch. Ein Ende ist nicht absehbar. Wir gehen auch davon aus, dass das Homeoffice wieder auf uns zukommt. Unter Sicherheitsaspekten ist das auch richtig, aber schön geht anders. Mir ging es wie Ihnen. Ich bin ein Kunden-Mensch, der gerne draußen ist. Wenn ich den persönlichen Kontakt nicht habe, fehlt mir etwas. Insofern müssen wir die nächsten Monate wieder stark sein, damit wir trotzdem Spaß an der Freude haben.

 

Wie gehen Sie als Bank mit der sich erneut zuspitzenden Corona-Situation um?

In erster Linie geht es uns erst einmal mal darum, eine gute Abwägung zum Schutz der Mitarbeiter und zum Schutz unserer Kunden zu finden. Gleichzeitig wollen wir eine gute Arbeitsatmosphäre und Produktivität sicherstellen. Wir sind jetzt geübt, wie alle anderen auch. Wir haben heute Morgen gerade eine E-Mail vom Krisenstab bekommen, der mitteilte, wir öffnen wieder das Thema Homeoffice. Heute wird die offizielle Entscheidung erwartet und ich gehe davon aus, dass es auch wieder eine Homeoffice-Pflicht geben wird.

Wir ermöglichen unseren Mitarbeitern dann, bis zu fünf Tage die Woche von zu Hause aus zu arbeiten. Das ist die Innensicht. Die Mitarbeiter, die im Büro sind, haben ausreichend Abstand, Lüftung und alles was mit Blick auf regelmäßige Tests und Masken dazugehört. Ich denke, ohne dass wir das als Arbeitgeber fragen dürfen, haben wir zudem eine sehr hohe Impfquote. Nur das schützt alleine nicht. Wir bitten alle Mitarbeiter, sich jeden zweiten Tag zu testen, damit wir wenigstens die Maßnahmen, die wir ergreifen können, auch ergreifen.

Das andere ist der Umgang im Kundenkontakt. Wir hatten viele persönliche Kundenkontakte in den letzten Wochen. Das ist ja auch immer eine Frage, wie reagieren die Kunden darauf? Möchten sie uns sehen oder bevorzugen sie in der aktuellen Situation lieber Videokonferenzen und Telefonate. Da stellen wir uns auf die Kunden ein.

Also auch wieder eine neue Herausforderung und dieses Mal ist die Inzidenz noch höher als je zuvor. Auch wir haben unsere Erfahrung gemacht. Uns als Berater trifft immer wieder die Frage: Wie stellen wir uns dem Kunden vor? Per Videokonferenz oder persönlich? Wir müssen zudem oft vor Ort sein, weil es unerlässlich ist, wenn wir Produktionsberatung oder dergleichen machen. Da muss man an der Maschine stehen und auch mit den Mitarbeitern direkt reden können.

 

Ohne die Glaskugel zu bemühen – Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung in Deutschland in den nächsten Monaten?

Das wird eine spannende Zeit. Eine Zeit, die wir lange nicht mehr gekannt haben. Wir haben die letzten Wochen bereits erlebt, dass plötzlich wichtige Rohstoffe knapp waren. Diese Verknappung, die kennen wir so eigentlich gar nicht mehr. Wir sehen das jetzt gerade: Jeder, der ein neues Auto bestellt hat, weiß, was es heißt, wenn Rohstoffe oder ein Chip fehlen. Die klassischen Firmenkunden beschäftigt der Engpass in den Lieferketten sehr. Wir tauschen uns eng mit unseren Kunden aus, um herauszufinden, was sie dagegen unternehmen. Was brauchen die Kunden jetzt von uns? Wie lösen sie die Situation? Das ist die eine Seite.

Die andere Seite ist, dass wir als Hamburger Volksbank traditionell – und auch da befinden wir uns in guter Gesellschaft – sehr immobilienlastig sind. Und auch am Immobilienmarkt haben sich Entwicklungen ergeben, die in dieser Art und Weise nicht ganz absehbar waren. Allein die Entwicklung der Immobilienpreise in Hamburg und im Umland – es ist sensationell, wie die Preise nach oben gegangen sind. Und auch da sehen wir zusätzlich natürlich Bauverzögerungen, weil Rohstoffe wie Holz fehlen. In solchen Fällen stellen wir uns individuell auf die Kunden ein, sprechen mit ihnen und suchen nach Lösungen. Ziel ist es, gemeinsam diesen Winter zu überstehen, mit der Hoffnung, dass es im Frühjahr wieder besser wird.

Das heißt, man muss jetzt noch einmal genauer hinschauen, ob die Dinge so laufen wie geplant oder ob es zu Ausnahmesituationen kommt, auf die man als Kunde und auch als Bank reagieren muss, da man ja nur ungern ein höheres Risiko haben möchte. Das ist ein schmaler Grat und eine Kunst, damit umzugehen.

Genau. Ich sage mal so: Die staatlichen Hilfen in der ersten Welle, die Coronahilfen – ob das jetzt Zuschüsse waren, ob das Haftungsfreistellung bei Darlehen waren – all das hat extrem geholfen. Dadurch ist es auch zu einer Aufrechterhaltung der Realwirtschaft gekommen. Ob jetzt noch einmal Programme aufgelegt werden oder aufgelegt werden müssen, ich weiß es nicht.

Was wir jetzt in der Retrospektive sehen, ist, dass gar nicht alle Mittel abgerufen worden sind. Ich erinnere mich noch sehr gut an den ersten Lockdown, da haben wir gemeinsam mit den Kunden über Businesspläne geschaut und gesagt, was passiert, wenn ein halbes Jahr kein Umsatz reinkommt. Was heißt das in der Kostenposition? So gilt es jetzt auch wieder, mit Augenmaß heranzugehen. Natürlich, Sie sprechen es an, das Kreditrisiko im Blick zu behalten gehört immer dazu, also Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen.

Dafür sind wir im Bedarfsfall auch da als enomyc. Die Risiken zu erkennen, zu identifizieren, ihnen zu begegnen und möglichst alles zu unternehmen, damit sie nicht lebensbedrohlich werden. Es wird wieder eine sehr spezielle Zeit, da machen wir uns nichts vor. Insofern denke ich, dass die Hilfsprogramme zu Teilen verlängert werden, etwa das Kurzarbeitergeld.

Davon gehe ich fest aus. Die Liquiditätshilfen wie bspw. Schnellkredite laufen noch. Die Überbrückungshilfe III ist schon ausgelaufen. Das war ohnehin ein neues Phänomen in der Situation, dass den Unternehmen staatliche Ertragshilfen gewährt wurden. Das ist GuV-wirksam.

Aus unserer Sicht verwischt das die Beurteilungsfähigkeit eines Geschäftsmodells, wenn durch öffentliche Gelder Umsätze kompensiert oder generiert oder Fixkosten erstattet werden. Das hat mit der Wettbewerbsfähigkeit nur noch wenig zu tun, oder?

Ja, das ist auch für uns als Banken eine Herausforderung. Es gibt Geschäftsmodelle, da kann man ganz klar sagen, die sind Corona-Profiteure gewesen. Und es gibt Geschäftsmodelle, die sind eigentlich ad absurdum seit Corona. Dann gibt es aber natürlich auch den Graubereich. Also wie beurteilen Sie ein Geschäftsmodell? Ist das nach Corona oder mit Corona noch genauso zu bewerten wie vorher? Und Sie haben das ja schon genauso gesagt: In einigen Bereichen hat es GuV-Wirkung erzeugt, das war wahrscheinlich teilweise ein Einmal-Effekt. Da gilt es, die Nachhaltigkeit zu beurteilen.

Das wird auch für uns als Bank eine große Herausforderung, weil es natürlich keine Schablone dafür gibt. Wir haben so eine Situation – zumindest ich in meiner beruflichen Zeit – noch nicht gehabt. Ich habe schon viele Krisen mitgemacht, Finanzmarktkrise, Neuer Markt und andere. Da habe ich alles erlebt. Das waren aber immer anders geartete Krisen. Im Moment kann man sagen, und das gilt für die gesamte deutsche Kreditwirtschaft, ist das Risiko der Banken noch gut händelbar geblieben. Aber jetzt kommt wahrscheinlich ein weiterer Schub. Und deswegen müssen wir noch einmal genau hinsehen. Da bin ich komplett bei Ihnen.

Nach aktueller Einschätzung meinerseits – also neben den Conona-bedingten Problemen, die entstanden sind, und die auch in den GuVs gelandet sind – kommen jetzt Sonderfaktoren wie der Chipmangel hinzu, die zusätzlich wie Querschläger reinfliegen. Für die Automobil-Zulieferindustrie ist es jetzt normal, wenn die Abrufe um 40 Prozent reduziert werden, als nächstes steht uns der Magnesium-Mangel bevor. Die Rohstoffverteuerung, Sie haben es erwähnt. Wir haben aktuell den Fall, dass ein Mandant sehr Gas-lastig in der Energieversorgung und -einspeisung ist. Für ihn haben sich die Preise um 500 Prozent erhöht. Das bekommt man nicht mehr weitergegeben. Insofern ist das der eigentliche Krisenbeschleuniger: die Sonderthemen, die jetzt neben der Corona-Problematik dazu kommen.


Noch eine letzte Frage: Diversität, Frauen in Führungspositionen, Equal Pay als Stichwort –Sind Sie in der Angelegenheit engagiert? Vielleicht sogar öffentlich in Verbänden, in Interessensvertretungen oder dergleichen?

Öffentlich engagiert bin ich nicht. Gleichwohl habe ich immer ein offenes Ohr, wenn jemand meinen Rat möchte. Das ist keine Frage. Es ist auch hier ein schmaler Grat.

Ich fand die Kampagne, ich glaube der Stern hat sie gemacht, mit Frau Furtwängler und Co. sehr gut. Aussage war „Ich bin eine Quotenfrau.“ Die war ja sehr provokant. Wenn Frauen vor zehn Jahren gesagt hätten: „Ich bin eine Quotenfrau“, da hätte jeder gefragt, was ist denn jetzt los? Das war überhaupt nicht gängig. Umso schöner finde ich diese Kampagne. Frauen, die vermeintlich beruflich erfolgreich sind, sagen, sie sind eine Quotenfrau, obwohl sie das überhaupt gar nicht nötig gehabt hätten. Ich denke, da gilt es am Ende Frau zu bleiben, den Rat weiterzugeben, ohne sich übermäßig zu engagieren. Natürlich unterstütze ich junge Führungskräfte, doch männliche ebenso wie weibliche. Jemanden, der eine Fachkarriere machen möchte.

Es dauert vermutlich noch, bis wir ganz von dem Thema runter sind – und ich bin wirklich schon sehr lange im Beruf. Sie sagten es: Das Thema Frauen in Führungspositionen, das verläuft auch immer in Wellen. Mal ist es ganz wichtig, dann ist es nicht mehr so wichtig. Wir sind ein Dreier-Vorstand, zwei Männer und eine Frau. In diesem Team gibt es ganz unterschiedliche Perspektiven auf Themen und das finde ich extrem bereichernd. Insofern freue ich mich immer über gemischte Teams.

Wie ist es im Aufsichtsrat?

Im Aufsichtsrat haben wir ein Drittel Frauen. Das hat die Hamburger Volksbank schon sehr früh angefangen und weit vor meinem Kommen als Ziel gesetzt. Wir wollen Frauen im Aufsichtsrat. Und tatsächlich haben wir dieses Jahr auch eine neue Aufsichtsrätin bestellt. Es ist eine Aufsichtsrätin gegangen und wir haben bewusst wieder eine Frau gesucht und eine sehr gute Aufsichtsrätin gefunden.

Sie sind ein leuchtendes Vorbild für andere und man kann Ihren Spuren gerne folgen. Insofern ist das auch ein schöner Abbinder für uns.

Ganz herzlichen Dank, dass Sie da waren, dass wir über dieses und jenes plaudern konnten. Über das aktuelle Geschehen, aber auch über Themen wie Frauen in Führungspositionen. Das wird uns in Zukunft noch beschäftigen und auch zu Recht, weil da noch sehr, sehr viele Möglichkeiten für uns als Unternehmen und als Gesellschaft bestehen.

 

Ich wünsche Ihnen alles Gute, liebe Frau Herbers. Bleiben Sie gesund und bis zum nächsten Mal.

 

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