Jetzt heißt es warm anziehen
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Die Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident und die damit verbundenen, teilweise drastischen Ankündigungen stellen den deutschen Mittelstand vor große Herausforderungen. Während die globale Weltordnung durch Absprachen zwischen Trump und Putin zur Beendigung des Ukraine-Krieges oder die Relativierung der NATO-Bündnisverpflichtung durch seinen „Vize“ immer tiefere Risse bekommt, rücken die wirtschaftlichen Konsequenzen der geplanten oder bereits umgesetzten Maßnahmen für den deutschen Mittelstand immer stärker in den Fokus. Trotz aller berechtigten Befürchtungen ist enomyc-Autor Jan-Ulrik Holsten überzeugt: Wer jetzt die richtigen Weichen stellt, kann nicht nur Schaden abwenden, sondern sich auch auf neue Chancen konzentrieren..

Donald Trump, Mr. “Predictably unpredictable”, ist zurück im Weißen Haus. Die weltpolitischen und wirtschaftlichen Auswirkungen der zweiten Amtszeit Trumps treffen Deutschland in einer Phase, in der viele Unternehmen durch Inflationsdruck, gestiegene Energiekosten und geopolitische Verunsicherung bereits an der Belastungsgrenze operieren. Die vom US-Präsidenten ausgerufene America-First-Politik verschärft das ohnehin angespannte Klima.

Vor allem deutsche Mittelständler bekommen die Folgen zu spüren. Für sie stellen sich existenzbedrohende Fragen:

  • Bleiben globale Absatzmärkte weiterhin zugänglich?
  • Wie wirken sich potenzielle neue Handelshemmnisse und verschärfte Investitionskontrollen aus?
  • Welche Folgen werden die politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen haben, die die Trump-Administration bereits beschlossen oder avisiert hat?

Es geht um nicht weniger als um eine neue Weltordnung, in der die wirtschaftliche Interessen der USA unverblümt und mit drastischen Mitteln durchgesetzt werden sollen. Die Auswirkungen reichen weit über die reine Zollpolitik hinaus. Ob Energieversorgung, technologischer Fortschritt oder Finanztransaktionen – in fast allen zentralen Bereichen drohen neue Einschränkungen und Risiken für den deutschen Mittelstand. Viele Inhaber, Vorstände und Geschäftsführer sind zu Recht verunsichert. Sie fragen sich, was sie tun können, um ihre Unternehmen zu schützen und sich in einer zunehmend unberechenbaren globalen Marktsituation zu behaupten.

Mit welchen Maßnahmen die Unternehmen rechnen müssen


In seiner ersten Amtszeit hat Donald Trump nicht nur für polarisierende Rhetorik gesorgt, sondern zahlreiche wirtschaftspolitische Maßnahmen umgesetzt, die auf eine einseitige Stärkung der US-Wirtschaft abzielten. Bei seinem zweiten Amtsantritt im Januar 2025 hat er angekündigt, diesen Kurs deutlich zu verschärfen. Insbesondere acht der angekündigten Vorhaben könnten sich als besonders nachteilig für einzelne Unternehmen und die deutsche Wirtschaft insgesamt erweisen.

  1. Drastische Erhöhung von Importzöllen für Industriegüter
    Mit deutlich angehobenen Zollsätzen will die US-Regierung Importe von Stahl, Aluminium, Maschinen und Automobilen – insbesondere aus der EU – verteuern. Für deutsche Mittelständler bringt das steigende Kosten und erschwerte Marktbedingungen mit sich, weil ihre Produkte auf dem US-Markt preislich weniger konkurrenzfähig sind.

  2. Verschärfte Exportkontrollen für Hightech-Güter
    Die US-Administration verschärft außerdem die Vorgaben für den Export von Technologieprodukten, insbesondere bei Bauteilen für Medizintechnik, Elektronik und IT. Dies führt zu langwierigen Genehmigungsverfahren und könnte den Zugang zu US-Halbleitern, Software und Patenten erschweren.

  3. Einschränkung von US-Investitionen in Europa 
    Neue regulatorische Hürden und politische „Empfehlungen“ sollen US-Investoren davon abhalten, in europäische – und damit auch deutsche – Unternehmen zu investieren. Ziel ist es, Kapital in den USA zu halten und die internationale Wettbewerbsposition US-amerikanischer Player zu stärken.

  4. Strengere Vergaberegeln bei US-Regierungsaufträgen 
    Nach dem Motto „Buy American“ werden öffentliche Aufträge in den USA vermehrt an US-Unternehmen vergeben. Deutsche Firmen oder deren US-Tochtergesellschaften müssen mit zusätzlichen Auflagen rechnen, was den Zugang zum US-Behördenmarkt deutlich erschwert.

  5. Ausweitung von Subventionen für US-amerikanische Industriesektoren
    Ob Automotive, Luftfahrt oder Hightech: Zahlreiche Branchen erhalten großzügige Subventionen, um die Produktionsbasis in den USA weiter auszubauen. Für deutsche Mittelständler bedeutet das einen steigenden Wettbewerbsdruck von US-Seite und eine potenzielle Abwanderung eigener Kunden auf den US-Markt.

  6. Begrenzung von Energieexporten 
    „Drill baby, drill!“ wird nicht nur die heimische Produktion fördern. Bereits jetzt ist absehbar, dass amerikanische Exporte von Schiefergas, Erdöl und kritischen Mineralien an bestimmte Länder eingeschränkt werden könnten – mit Risiken für die deutsche Energieversorgung.

  7. Striktere Regulierung des Technologietransfers 
    „Whoever saves their country breaks no law!“ – Diesem Credo folgend erscheint es mehr als wahrscheinlich, dass die US-Regierung den Technologietransfer ins Ausland unter Berufung auf die nationale Sicherheit weiter einschränken wird. Dies würde vor allem Forschungs- und Entwicklungskooperationen zwischen deutschen und US-amerikanischen Mittelständlern erschweren.

  8. Verschärfung der Grenz- und Einreisekontrollen 
    „What is our country if a judge can stop a Homeland Security ‘Travel Ban’?“ – Vor allem ausländische Mitarbeiter deutscher Unternehmen, die in den USA tätig werden, müssen mit erschwerten Visa-Prozessen rechnen. Dies betrifft Expertenteams aus IT, Maschinenbau und Engineering.

Die genannten Punkte vermitteln nur einen ersten Vorgeschmack dessen, was in den nächsten Monaten zu erwarten ist. Sie verdeutlichen, wie massiv die Trump-Regierung in wirtschaftspolitische Prozesse eingreifen kann und wird.

Welche Konsequenzen ergeben sich für kleine und mittlere Unternehmen?

Die dargestellten Interventionen der US-Regierung lassen erahnen, welche Risiken auf deutsche Unternehmen zukommen. Dabei gibt es branchenübergreifende Problemstellungen und solche, die einzelne Branchen in besonderem Maße betreffen. Branchenübergreifend ist vor allem der Zugang zu Ressourcen- und Absatzmärkten bedroht, denn immer komplexere Exportkontrollen und Sanktionen können Supply Chains empfindlich stören. Hinzu kommen steigende Kosten und sinkende Margen, weil der administrative und finanzielle Aufwand für den Handel mit den USA zunimmt. Viele Unternehmen erleben zudem ein hohes Maß an Planungsunsicherheit, weil weitere Maßnahmen oft über Nacht angekündigt werden und seriöse Prognosen über künftige Marktentwicklungen immer schwerer werden. All dies führt nicht selten zur Verschiebung oder gar zum Stopp wichtiger Investitionsvorhaben. In einer solchen Lage entstehen zwangsläufig Überkapazitäten, die nicht selten Stellenstreichungen zur Folge haben – und Innovationskraft und Motivation im Unternehmen zusätzlich belasten.

Einzelne Branchen treffen die US-Maßnahmen besonders hart. Die Automobilwirtschaft muss mit noch strikteren Lokalisierungsanforderungen rechnen, während HealthCare- und Medizintechnik-Unternehmen mit verschärften Exportkontrollbestimmungen ringen. Bei Anlagen- und Maschinenbauern ist zu beobachten, dass Investitionsprojekte in den USA scheitern oder nur unter großen Auflagen realisierbar sind. Unternehmen in der Metallverarbeitung haben bereits heute Schwierigkeiten, kritische Rohstoffe zuverlässig und zu kalkulierbaren Preisen zu beschaffen, was sich nicht nur an steigenden Einkaufspreisen, sondern bisweilen auch an Lieferengpässen ablesen lässt. Der Technologie- und Hi-Tech-Sektor leidet unter dem Ringen um Patente und IT-Standards, während im Bereich Energie und Erneuerbare der massive Ausbau fossiler Brennstoffe in den USA den Marktdruck auf europäische Anbieter erhöht. Und selbst im Bereich Konsumgüter und Handel trifft die Unsicherheit auch kleinere Mittelständler, wenn US-Händler sich zunehmend für amerikanische Lieferanten entscheiden oder Online-Vertriebswege verschärften Regulierungen unterworfen werden.

Aber auch für die deutsche Wirtschaft insgesamt sind diese Entwicklungen gravierend, weil sie sinkende Umsätze, höhere Kosten und knapperen Cashflows nach sich ziehen. Vor diesem Hintergrund fordern deutsche Industrie- und Wirtschaftsverbände bereits eine aktive Gegenstrategie auf politischer Ebene. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass der politische Prozess häufig viel Zeit in Anspruch nimmt. Deswegen sollten Mittelständler, die ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern wollen, lieber selbst aktiv werden.

Wie gut ist Ihr Unternehmen auf geopolitische Risiken vorbereitet? Handelshemmnisse, Lieferengpässe, Investitionsunsicherheit – in Zeiten zunehmender globaler Instabilität braucht es klare Strategien, um die eigene Marktposition zu sichern. In einer unverbindlichen Erstberatung zeigt Ihnen unser Experte Jan Ulrik Holsten auf, welche konkreten Maßnahmen mittelständische Unternehmen jetzt ergreifen können, um resilienter zu werden – und Chancen zu nutzen, wo andere nur Risiken sehen.

Über den Autor
Jan Ulrik Holsten verantwortet als Partner bei enomyc den Bereich Sales und Marketing. Er verantwortet ganzheitliche Turnaround- und Wertsteigerungsprojekte als Berater und Interim-Manager. Der aktuelle Beitrag wirft ein Schlaglicht auf einen zentralen Lösungsansatz und Beratungsportfolios, welcher sich als wertvoller Stellhebel zur Verbesserung der Profitabilität und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit erwiesen hat. Weitere Schwerpunkte von Jan Ulrik Holsten sind die Themenfelder Corporate Profit Improvement und Working Capital Management. Mehr über Jan Ulrik Holsten erfahren Sie hier.

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