Frau Hammer, Sie sind Change-Beauftragte und Director bei enomyc, entwickeln Marketing, Human Ressources und weitere Teilbereiche im Unternehmen weiter. Haben Sie schon bei Ihrem Unternehmenseintritt gedacht: ‚Hier muss etwas verändert werden‘?
Ja. Das war auch von vornherein meine Aufgabe und das Ziel des Unternehmens. Zum einen war es eine Herausforderung, zum anderen brauchte das Unternehmen die Veränderung.
Warum?
enomyc ist ein sehr erfolgreiches Unternehmen, das sich in der Vergangenheit in seiner Außendarstellung nie verändert und bewusst nicht nach außen präsentiert hat. Man wollte immer „unter dem Radar fliegen“.
Da könnte man ja behaupten: Wenn es so gut gelaufen ist, warum verändern?
Weil insbesondere wir als Berater durch unsere Recherchen immer etwas früher erkennen, wie sich die Märkte entwickeln. Unsere Erfahrung zeigt auch, dass man auf Marktveränderungen immer gut vorbereitet sein muss. Das möchten wir als beratendes Unternehmen auch vorleben. Deswegen haben wir uns bewusst dem digitalen Wandel und einem kulturellen Change geöffnet. Wir haben getestet, Erfahrungen gesammelt und unsere Expertise erweitert, um eben auch andere Unternehmen authentisch beraten zu können.
Was war der erste Schritt in Richtung Digitalisierung bei enomyc?
Wir haben damit angefangen, uns selbst zu überprüfen. Das war ein sehr umfangreicher Prozess. Wir haben ein Team aus Spezialisten unseres Hauses zusammengestellt und dieses um weitere externe Digitalexperten ergänzt. So konnten wir von Grund auf sämtliche Prozesse und Tools auf den Prüfstand stellen.
Was war eine Leitfrage dieser Analyse?
„Welche Prozesse können unserem geplanten Wachstum aktuell nicht standhalten?“ Tatsächlich stellten wir fest: Wir hatten zahlreiche manuelle und personenabhängige Prozesse. Das alles kam aufs Tableau und wir prüften, welche digitalen Tools und welche Kompetenzen wir stattdessen benötigten.
Welche Bereiche wurden bei enomyc digitalisiert?
Es ging einmal quer durch das Unternehmen – vom ERP- und CRM-System über unser Finanzplanungs-Tool bis hin zur Medientechnik in Konferenzsituationen – ich könnte hier zig Beispiele nennen, in denen wir uns konkret digitalisiert haben. Selbst unser Marketing wird gestützt durch eine digitale Lösung.
Wie profitieren Unternehmen, die Sie beraten, von der Digitalisierung und dem Rebranding Ihrer eigenen Marke?
Dadurch, dass wir selbst diese Erfahrungen gemacht haben, sind wir ein vertrauensvoller Ansprechpartner. Das merkt man in der ersten Sekunde: Wir wissen, wovon wir sprechen. Wir haben es selbst erlebt! Wir kennen die Stolpersteine. Wir wissen, welche Themen und welche Projektbereiche mehr Aufmerksamkeit erfordern. Nehmen wir beispielsweise die Themen Unternehmenskultur und Change: Auch sie hängen mit dem Rebranding zusammen. Wie können also alle zusammenhängenden Maßnahmen wirklich umgesetzt werden? Und was kostet das Ganze? Ja, auch die Kosten werden häufig unterschätzt. Auch hier können wir natürlich durch unsere eigenen Erfahrungen einige Empfehlungen geben.
Sind denn Unternehmen erfahrungsgemäß offen für die Digitalisierung oder agieren sie vornehmlich aus dem Druck heraus, sich anpassen zu müssen?
Es gibt einen kleinen Teil der Mittelständler, die offen sind und sich proaktiv auf den Weg machen. Das hat häufig mit generationsübergreifenden Veränderungen zu tun oder damit, dass neue Kompetenzen das Unternehmen bereichern. Viele andere Unternehmen aber machen sich erst auf den Weg, wenn sie spüren, dass sie Absatzschwierigkeiten bekommen, die Produktqualität schwächelt und sie keine Rendite mehr einfahren.
Welche sind für Mittelständler die größten Herausforderungen im Digitalisierungsprozess?
Kurz gesagt: Zeit, Geld und Kompetenzen. Viele stehen mit dem Wissen vor der Schwelle, etwas tun zu müssen, kennen aber die Produkte und Prozesse der Digitalisierung nicht. Sie können sich nur schwer vorstellen, was ihnen die Digitalisierung an ROI bringen wird. Eines wissen sie aber ganz sicher: dass die Digitalisierung sie Geld kosten wird. Und das ist auch ein Fakt: Digitalisierung muss man sich leisten können.
Was sind typische Fallstricke im Digitalisierungsprozess?
Nicht selten kommt es vor, dass Unternehmen, die sich der Digitalisierung stellen und beispielsweise ein ERP-System implementieren, in ernsthafte Schieflage geraten. Exorbitant hohe Millionensummen werden für Digitalisierungsprodukte ausgegeben, die so nicht eingeplant waren und mit denen man sich gar nicht auskennt – was mich zum nächsten Punkt überleiten lässt:
Auch die personelle Situation kann Herausforderungen mit sich bringen: Eine gewachsene Personalstruktur mit der Implementierung neuer Prozesse und neuer Software zu konfrontieren, kann zur Überforderung und Abwehrhaltung in der Belegschaft führen – auch der Geschäftsleitung, die sich nicht von den bestehenden Prozessen lösen kann.
Unternehmen brauchen Zeit, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an die Digitalisierung zu gewöhnen, anfängliches Blocken abzubauen, für die Vereinfachung von Prozessen zu werben und die Belegschaft für automatisierte Prozesse zu begeistern.
Wenn Sie an den Transformationsprozess von enomyc denken: Was waren einige Hürden?
Die erste Hürde bestand aus einer Frage: Was bringt das überhaupt? Wir wollten so klar wie möglich Ziele definieren, auf die wir in Zukunft hinsteuern – aber nicht nur Umsatz- und Renditeziele, sondern auch Ziele im Hinblick auf die Kultur, auf die Strukturen und die strategische Ausrichtung des Unternehmens.
Der Analyseprozess trug unweigerlich zutage, was nicht optimal lief. Es zeigte sich, dass zwar die Verschlankung von Prozessen absolut befürwortet wurde, in der Praxis aber hing man an den alten Gewohnheiten fest. Auch gab es Warnungen und Bedenken aus dem Team – zum Glück! Dieses Feedback haben wir aufgenommen und verwendet, denn oft decken sich interne Fragezeichen mit der Außenwahrnehmung. So waren wir gut vorbereitet.
Wie hilft enomyc anderen Firmen dabei, die Herausforderungen im Digitalisierungsprozess zu meistern?
Wir machen keine Digitalisierungsmaßnahmen, weil sie fancy sind oder weil wir glauben, das könnte funktionieren. Wir stehen für profitable Lösungen und dafür, dass die Zahlen stimmen. Deswegen suchen wir auch nach Lösungen, die unseren Auftraggebern den nötigen Mehrwert geben.
Welche einzelnen Schritte gehörten vorrangig zum Rebranding-Prozess von enomyc dazu?
Allem voran steht natürlich eine objektive Analyse. Man muss genau wissen, von wo aus man startet, bevor es in die Strategiearbeit gehen kann. Die Strategiearbeit hat uns – ich glaube, ich spreche hier für alle Gesellschafter – richtig Spaß gemacht! Wir konnten uns in unsere neue Brand hineinversetzen, in unsere Zielkunden, in unseren Zielmarkt. Wir hatten glasklar vor Augen, wo wir hinwollen. Erst danach kann man in die Kreation starten. Dabei hat uns eine Branding-Agentur unterstützt, die sehr engmaschig mit uns zusammengearbeitet hat.
Im Zuge der Digitalisierung und des Rebrandings wurde der Markenauftritt komplett verändert: Aus „K & H Business Partner“ wurde „enomyc“. Warum?
Richtig. Wir stellten uns zum Schluss die Frage: „Wenn wir unsere strategische Ausrichtung anpassen, neue Tools implementieren und unsere Expertise erweitern: Sind wir dann noch die Marke, die wir jetzt sind? Passt das noch zu K & H Business Partner?“ Und die Antwort war „Nein“. Das Design war dabei nicht der Anfang der Veränderung: Es war der krönende Abschluss.
Von der Ideenlegung bis zum Launch am 1. Februar 2019: Wie lange hat der Rebranding-Prozess insgesamt gedauert?
Von der Vorarbeit bis zum Launch haben wir uns einen Zeitraum von zwei Jahren als Ziel gesetzt – und auch einhalten können. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen viel, ist es aber nicht: Diese zwei Jahre braucht man definitiv, wenn es gut werden soll. Alles, was man sonst macht, ist erfahrungsgemäß mit der heißen Nadel gestrickt.
Wie ist das Gefühl, sich von einem etablierten Markennamen zu trennen und einen neuen Namen anzunehmen?
Das war interessanterweise gar nicht schwer. Als wir den Go-Live-Termin einmal verschoben, kamen die ersten Kollegen und fragten, wann es endlich so weit wäre! Das war ein Gradmesser: Wir waren bereit! Heute fühlt es sich an, als seien wir schon ewig enomyc. Das Unternehmen hat weiter an Wert gewonnen. Und auch an Sicherheit.
Um sich die Essenz aus einem Change-Prozess zu ziehen, kann man sich fragen: Würde man zurückwollen? Wenn man das klar mit ,Nein‘ beantworten kann, dann weiß man: Es war ein mutiger und goldrichtiger Schritt.
Wie sind die Reaktionen?
Sehr gut! Bislang hat interessanterweise niemand unseren Namen falsch ausgesprochen. Mit der alten Firmennennung haben wir das sehr oft erlebt: Mal waren wir "K und H", mal "Köstens und Hammer", mal "Business Partner" oder "Business Partners".
Wie haben Sie den Change kommunikativ gesteuert?
Starten wir mit der internen Kommunikation, denn ich finde, das ist das Wichtigste: Das gesamte Team von vornherein mitzunehmen ist die Voraussetzung dafür, dass eine Firma den neuen Markenauftritt nach innen lebt, aber auch glasklar und überzeugt nach außen transportiert. Und das mit einer gewissen Ausstrahlung und Energie – auch mit Stolz und Spaß an dem neuen Look.
Wir hatten ein internes Komitee aus verschiedenen Abteilungen zusammengestellt. Jeder war eingeladen, sich zu beteiligen. Es gab regelmäßig Updates zum Status Quo, damit auch alle wissen, was aktuell entwickelt wird, wie, zu welchem Zweck und warum es sinnvoll ist. Das war gut und es war auch wichtig.
Mit der externen Kommunikation haben wir vier Monate vor dem Go-Live begonnen. Wir luden unsere wichtigsten Kontakte persönlich via Mailing und E-Mail zu unserer Roadshow ein – aber nur mit der Information, dass sich etwas dramatisch verändern würde. Das lies die Spannung steigen! Das Geheimnis lüfteten wir persönlich – das war uns auch enorm wichtig – zu unserer Roadshow Mitte Januar 2019 – also in den letzten zwei Wochen vor dem Go-Live. Zum 1. Februar 2019 versendeten wir außerdem ein großes Anschreiben mit unserem Material an alle unsere Kontakte. Zeitgleich ging unsere Website mit einem Image-Film live, der zum Rebranding aufklärte. Wir starteten zusätzlich mit unserem Newsletter und unserem Blog, den auch Sie jetzt gerade lesen.
Welchen Rat würden Sie abschließend gern mit Unternehmen teilen, die ein Rebranding planen?
Eine Marke zu schaffen, die absolut authentisch ist. Nicht gekünstelt, sondern eine Marke, die wirklich das widerspiegelt, was man ist. Wenn das spürbar ist, dann funktioniert die Marke auch. Außerdem rate ich dazu, sukzessive dranzubleiben, das Team von vornherein mitzunehmen und sich immer wieder das Ziel vor Augen zu halten.
Heute feiern wir 1 Jahr enomyc. Danke, dass Sie alle uns bei diesem wegweisenden Schritt begleitet haben!