Die Gesichter und Geschichten unserer Beraterpersönlichkeiten sind vielfältig. Kaum ein Karriereweg, der sie zu enomyc führte, gleicht dem anderen. Wir haben zwei von ihnen interviewt: Felix Dosch, Wirtschaftsingenieur und Senior Consultant – er ist 26 Jahre alt, hat bereits in Australien gelebt, in den USA gearbeitet und in Taiwan studiert – und Reiner Winkelbauer, Diplom-Wirtschaftsmathematiker und Partner: Seinen Master of Science machte der 55-Jährige schon 1990 in Syracuse, N.Y. – bevor er für viele Jahre als CFO und Geschäftsführer Verantwortung für bis zu 600 Mitarbeiter:innen und 70 Mio. € Umsatz übernahm.
Im Interview erfahren erfahren Sie mehr über die wichtigsten Learnings, über Ratschläge, auf die sie nicht gehört haben und von Erkenntnissen, die sie mit angehenden Talenten teilen möchten.
Herr Dosch, wollten Sie eigentlich schon immer ins Consulting?
Nein, als Kind wollte ich Detektiv werden.
Finden Sie heute detektivische Elemente in Ihrem beruflichen Alltag?
Definitiv! Ich knie mich sehr gern rein, analysiere, gehe den Dingen auf den Grund. Ich mag es, zu helfen und Lösungen zu liefern.
Wie sieht es bei Ihnen aus, Herr Winkelbauer? Würden Sie sagen, Sie haben sich Ihren Berufswunsch erfüllt?
Ich wollte Lehrer werden. „Wenn Du das machst”, hieß es aber damals, „bleibst du arbeitslos.” Aber ich denke: Ja, in gewisser Weise bin ich meinem Berufswunsch schon gefolgt. Auch Lehrer fungieren in ihrer Rolle als Ratgeber – nur, dass ich eben nicht Kinder und Jugendliche berate, sondern Persönlichkeiten und Unternehmen.
Sie sind Diplom-Wirtschaftsmathematiker, machten Ihren Master of Science 1990 auf der Syracuse University im Staat New York. Welche Komponenten daraus sind noch heute in Ihrer beratenden Tätigkeit von großer Bedeutung?
Aus Beratersicht ist es unerlässlich, dem Verstand zu folgen. Aus meinem Studium nehme ich in erster Linie die Kenntnisse aus Mathematik und Wirtschaftsmathematik mit: logische Zusammenhänge herzustellen und zu verfolgen. Viele Probleme können logisch gelöst werden.
Was haben Sie in Ihrem Studium nicht gelernt, was Sie aber als Consultant benötigen?
Die Werte Ehrlichkeit, Respekt und Vertrauen – diese hat mir meine Familie schon früh mit auf den Weg gegeben. Sie haben sich auch immer bewährt
Herr Dosch, Sie sind Wirtschaftsingenieur, haben an der TU Dresden studiert, sind aber auch viel im Ausland rumgekommen.
Ja, das war mir immer wichtig. Ich war mit 18 in Australien, machte später in den USA ein Praktikum bei VW und dann – direkt vor meiner Abschlussarbeit – ein Auslandssemester in Taiwan. Das war eine gute Basis, um Asien generell zu erkunden
Warum zog es Sie ins Ausland?
Ich bin der Auffassung, man lernt dort sehr schnell sehr viel – das hat mir gut gefallen. Es ist auch nochmal etwas ganz anderes, in einem anderen Land zu leben, statt durchzureisen. Ich musste mich mit der Sprache auseinandersetzen und mit der Kultur, hatte den ganz normalen Alltag und natürlich Alltagsprobleme. Es war nicht immer einfach, aber eine Erfahrung, die ich nicht missen will, die mich auch geprägt hat
Rückblickend gesehen: Hätten Sie einen anderen Karriereweg eingeschlagen, wüssten Sie, dass sie Consultant bei enomyc werden würden?
Nein.
Auf welche Erfahrungen genau würden Sie nicht verzichten wollen?
Ich habe immer nebenbei gearbeitet – auch als Student in den Semesterferien. Ich bin Stuttgarter: Für mich lag es nahe, bei Automobilzulieferern zu arbeiten, zum Beispiel bei BOSCH am Band. Drehen, Fräsen, Schweißen – das alles kann ich.
Ist das heute noch wichtig?
Nicht unbedingt. Aber ich verstehe etwas von Fertigung und ich kann nachvollziehen, wie es in einer Produktion zugeht. Bei MAHLE habe ich Prozessanforderungen aufgenommen und Arbeitsanweisungen, habe sämtliche Maschinen im Werk dokumentiert und auch systemseitig Verständnis aufgebaut.
Jetzt sind Sie mit gerade mal 26 Jahren schon Senior Consultant bei enomyc. Wie geht das?
Es war ein Kaltstart – keine Frage. Ich bin an Tag 1 mit dem Koffer ins Büro gekommen und es ging schon los zum Klienten. Direkt rein ins Projekt.
Und heute sind Sie Partner bei enomyc.
Richtig. Dabei wollte ich mir nach vielen Jahren als CFO und Geschäftsführer eine Auszeit nehmen – geplant war ein knappes Jahr. Ich pflegte in dieser Zeit meine Kontakte und ging zu Netzwerktreffen. Da wurde ich auf enomyc aufmerksam gemacht und lernte Philippe Piscol kennen.
Was hat sie überzeugt?
Mir gefiel die Firmenphilosophie, das Leitbild, das Hands-on! Dass, wenn Unternehmen, die es wünschen, aus der Krise geholfen wird, es richtig gemacht wird. Das war 2015. Bereut habe ich meine Entscheidung, ins Consulting zu gehen, bis heute nicht, denn: Da, wo ich beratend agiere, da bewege ich etwas!
Welche Bereiche reizen Sie besonders in Ihrer Funktion?
Da ich aus dem Controlling komme und sich das Finanzwesen wie ein roter Faden durch meinen Lebenslauf zieht, reizt mich zunächst natürlich der Finanzbereich. Weiterhin reizt mich besonders der Bereich Human Ressources, die Beratung in der Mitarbeiter-Politik, Mentoring und die Förderung von Mitarbeiter:innen. Auf Unternehmerebene ist mir die Nachfolgeregelung ein großes Anliegen.
Haben Sie eigentlich, Herr Dosch, bewusst nach einem Job im Bereich Business Consultancy gesucht?
Nein, auch wenn ich Beratung schon immer interessant finde: Als ich über den Gründer des QX Netzwerks auf enomyc aufmerksam wurde, suchte ich grade nach Trainee-Programmen und machte Assessment-Center.
Wie war Ihr erster Kontakt zu enomyc und welchen Eindruck gewannen Sie?
Mein erstes Telefonat war mit Martin Hammer, dem Gründer persönlich. Direkt mit ihm zu sprechen – ohne dass HR oder das Projektmanagement vorgeschaltet wird – fand ich beeindruckend. Das Gespräch hat mich herausgefordert, die Atmosphäre war aber durchgängig familiär – ganz anders, als ich es von Konzernen kannte. Zudem hat mich die Ganzheitlichkeit in der Beratung des Mittelstands überzeugt: In Großunternehmen bekommt man als Berater vielleicht die eine oder andere Abteilung zu Gesicht. Wenn man aber den Mittelstand berät, erhält man ein vollumfängliches Bild des Unternehmens – von der Produktion über die Finanzen, vom Vertrieb bis zum Unternehmerischen.
Was ist heute für Sie persönlich die größte Errungenschaft bei enomyc?
Ich habe hier eine supersteile Lernkurve – das ist mir persönlich sehr wichtig. Ein Grund dafür ist mein Mentor Roland Nickerl, der mir bei enomyc von vornherein an die Seite gestellt wurde. Ich lerne sehr viel von ihm und werde zunehmend autarker. Aktuell mache ich auch eine Weiterbildung zum Sanierungs- und Restrukturierungsberater. Dass es dieses Angebot über enomyc gibt, macht die Arbeit für mich noch reizvoller und es steigert klar mein Verständnis für den Job.
Was war das bislang beste Learning, das Sie in der Zusammenarbeit mit Ihrem Mentor für sich gezogen haben?
Zum einen “Führen durch Vorbild” – zum anderen, den Blick fürs große Ganze zu behalten: Ich habe von ihm gelernt, schon vorab ein Ziel vor Augen zu haben – auch wenn der Weg noch nicht ganz klar ist – und dafür alle involvierten Menschen zu begeistern. Mitzuerleben, wie die Belegschaft eines Unternehmens dann gemeinsam an einem Strang zieht, ist toll! Das macht zusätzlich den Spaß an dem Job aus.
Herr Winkelbauer, was schätzen Sie besonders an der Arbeit mit den jungen Consultants bei enomyc?
Ich lerne durch sie immer wieder dazu. Aus der Arbeit und den Gesprächen mit ihnen nehme ich immer etwas mit. Sie sind uns älteren Consultants in vielen Bereichen auch voraus! Nehmen wir die Digitalisierung: Ich bin beispielsweise nicht digital aufgewachsen – der jungen Generation wurde die Digitalisierung praktisch in die Wiege gelegt.
Was würden Sie sagen: Ist Ihr Job emotional?
Ja. Ich begreife Business Consultancy als hochgradig menschlich versiert. Bitter ist, wenn Sie die Menschen im Unternehmen persönlich kennenlernen, wenn Sie wissen, wie gute Arbeit sie leisten – es aber anderweitig nicht reicht, um ihre Stelle zu erhalten – das nimmt einen schon mit. Dennoch: Dann in ein falsches Helfersyndrom zu verfallen, ist unternehmensschädlich.
Wie viele Emotionen verträgt Business Consultancy überhaupt?
Ist ein bestimmtes Level erreicht, müssen klare Konsequenzen gezogen werden – auch emotional. Ich rufe mir ins Bewusstsein, dass die gesamte Belegschaft gekündigt werden müsste, würden gewisse Restrukturierungs- oder Sanierungsmaßnahmen nicht stattfinden, sagen wir: 20% Stellenkürzung. Meine Aufgabe als Berater ist letzten Endes, dabei zu helfen, dass ein Unternehmen langfristig Bestand hat. Also ziehe ich auch emotionale Grenzen und handle logisch.
Was war eine der schwierigsten Entscheidungen, die Sie treffen mussten? Restrukturierungen – da gehören so oft Personalmaßnahmen dazu, da hängen persönliche Schicksale dran. Ob als Unternehmer, Geschäftsführer oder Berater: Das ist immer der unangenehmste Teil.
Sie haben sicher beide auch viele Highlights erlebt. Von welchen können Sie berichten, Herr Winkelbauer?
Das sind dann die Fälle, die allen Beteiligten die größte Freude bringen! Ich habe beispielsweise für die strategische Neuausrichtung von Unternehmen gesorgt, mit denen 20% Personalaufbau einherging. Generell: Familienunternehmen zu beraten, die sich in extrem kritischen Situation befinden und die sich bewusst Hilfe wünschen – solche Unternehmen in eine sichere Zukunft zu begleiten, erfüllt auch mich.
Rückblickend auf Ihren Karriereweg: Gab es einen vermeintlich guten Rat, auf den Sie nicht gehört haben, Herr Dosch?
Ja, mir wurde in der Vergangenheit davon abgeraten – das war kurz vor einem Karriere-Step-up in einer Firma – für ein Praktikum ins Ausland zu gehen. Mein damaliger Chef fand es hirnrissig, mir die winkende Karrieremöglichkeit durch die Lappen gehen zu lassen. Mir war die Erfahrung im Ausland aber wichtiger.
Stimmen Sie zu, Herr Winkelbauer? In welche Bildungs- bzw. Lebenswege sollten junge Talente Ihres Erachtens investieren?
Ich bin froh und finde es richtig, dass sich Herr Dosch so entschieden hat. Ich finde, wenn junge Talente die Chancen und Möglichkeiten haben, ins Ausland zu gehen, die Vielseitigkeit verschiedener Kulturen und fremde Sprachen kennenzulernen, dann sollten sie sie unbedingt nutzen!
Dazu gehört Mut. Zögerlich zu sein, bringt niemanden weiter. Also, ob als Aupair, als Trainee oder Student:in: Die im Ausland gewonnenen Erfahrungen und sozialen Kompetenzen werden jungen Talenten – hinsichtlich Offenheit, Toleranz, Flexibilität, Reife und Spitzfindigkeit – zu Gute kommen. Das alles sind wichtige Eigenschaften für Beraterpersönlichkeiten. Im Studium oder in der gewohnten Umgebung erlernen wir sie nicht unbedingt.
Herr Dosch, welchen Rat würden Sie gern angehenden Talenten heute mitgeben?
Ich bin selbst Quereinsteiger und brenne für den Job! Ich denke, das ist eine Grundvoraussetzung, um als Business Consultant zu arbeiten. Auch gut zu wissen, ist: Analysen und die Durchsetzung von Maßnahmen sind unerlässlich, aber: Business Consultant zu sein, fordert Zwischenmenschlichkeit und Einfühlungsvermögen. Der Beruf lebt von der Interaktion mit Menschen und dem Verständnis für ihre Situation.
Wie sehen Sie das, Herr Winkelbauer?
Genau so. Ohne Emotionen, ohne Herzblut geht es nicht. Gute Berater lassen sich auf Menschen ein: Sie stülpen ihnen nichts über. Sie nehmen sie ernst, gehen in die Diskussion und haben die Fähigkeiten, Menschen zu begeistern und sie mitzunehmen. Das alles reicht aber immer noch nicht, denn am Ende des Tages sprechen klar die Zahlen, die Daten und Fakten. Für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens zählt das Zusammenspiel aus beiden Welten.