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Chief Financial Officers – ihre Rolle verändert sich aktuell rasanter denn je. Neue Mittel, wie die digitale Transformation, aber auch neue Herausforderungen, wie Cyber-Attacken, verlangen nach zusätzlichen Skills und einem erweiterten Repertoire. Wie sind die CFOs der Zukunft bestenfalls beschaffen? Welche Eigenschaften, welche Kenntnisse sind für den Job besonders gefragt? Und macht es vielleicht sogar Sinn – bei all diesen zusätzlichen Aufgaben, die sie zu erfüllen haben – ihre Rolle zu splitten?

Welche Verantwortung zuletzt auch CEOs und Unternehmen bei der Ausgestaltung der Rolle von CFOs tragen: Darüber spricht Markus Oberndorfer, Director bei enomyc, im aktuellen Interview.

Herr Oberndorfer, Sie waren viele Jahre CFO in großen börsennotierten Unternehmen. Was hält CFOs nachts wach – heute und vor 15 Jahren? 

Vor 15 Jahren, das war sogar vor der Finanzkrise, haben ihnen wohl Value Reporting und Beyond Budgeting – ebenso wie ERP-Einführungen und Planungsgenauigkeit – schlaflose Nächte bereitet. Heute werden es zusätzlich ERP-Upgrades wie SAP Hana sein. CFOs müssen sich massiv mit der Digitalisierung und ihren Möglichkeiten – beispielsweise Effizienzsteigerungen – auseinandersetzen. Und mit New Work-Themen, sprich: neue Arbeitszeitmodelle, Home Office, Talent Recruiting. Zuletzt, auch wegen der Digitalisierung, halten sie neuerdings Cyber-Attacken und Scams wach.

Klingt, als würden CFOs heute schlechter schlafen. Würden Sie sagen, ihre Rolle habe sich verändert bzw. weiterentwickelt?

Es kommt auf das Unternehmen an. In vielen Unternehmen sind die CFOs nach wie vor “die Finanzer” oder "Controller", die die Zahlen liefern. In anderen mittelständischen Unternehmen wiederum verfügen die "CFOs" nicht einmal über ein Controlling, das diesen Namen verdient. Ich beobachte aber auch, dass die CFOs einiger Firmen auf Augenhöhe mit den CEOs Strategien und Operating Models entwickeln. Diese Art der Zusammenarbeit geht  über das reine "Zahlen liefern" hinaus. CFOs sind dann beinahe gleichwertige Partner mit den CEOs. Generell aber haben sich ihr Verantwortungsbereich und ihre Grundfunktion kaum verändert – darunter Rechnungswesen, Controlling, Treasury und Steuern. Was sich verändert hat, sind die Akzente.

Worauf gründet diese Veränderung? 

Auf drei Säulen: technologischer Fortschritt, gesellschaftlicher und kultureller Wandel. Das alles lässt die Funktion von CFOs nicht kalt. Sie müssen sich verstärkt mit Digitalisierung und Compliance auseinandersetzen. Sie stehen aufgrund von eng aufeinanderfolgenden Krisen unter Modernisierungs-, Kosten- und Effizienzdruck. Die neuen Generationen und der Kulturwandel prägen auch die Wirtschaft. Es drängen flexible Geschäfts- und neue Kostenmodelle auf den Markt. CFOs müssen hier Schritt halten. Und nicht zu vergessen: Aufgrund der Nachhaltigkeitsziele – sofern sie authentisch verfolgt werden – kommt das Berichtswesen zum Thema ESG hinzu.

Nun wird vor allem die Digitalisierung als "Transformationstreiberin" bezeichnet. Entlastet sie CFOs überhaupt?

Kurzfristig nicht. Eher umgekehrt: Die Digitalisierung im Finanzbereich bringt zunächst einmal Mehrarbeit. Denn viele Unternehmen sind noch mit dem ERP-Rollout zugange und weit entfernt von modernen Tools wie beispielsweise Robotic Process Automation (RPA). Man muss also erstmal differenzieren. Feststellen, wo sich das Unternehmen befindet, um dann auch in den Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, zu unterscheiden. 

Welchen Instrumentenkasten benötigen CFOs durch die Digitalisierung? Brauchen sie eine bestimmte Beschaffenheit, bestimmte Kenntnisse, irgendwelche digitalen Skills? 

Es ist natürlich von Vorteil, wenn CFOs eine digitale Affinität mitbringen. Sie müssen aber nicht digitale Expert:innen sein. Ratsam ist, Interesse und Begeisterungsfähigkeit für die Digitalisierung mitzubringen. Denn immerhin müssen CFOs die Möglichkeiten erkennen, die sie mitbringt. Und sie dann auch bewusst einsetzen können. Auch Social- und Leading Skills sind wichtiger geworden: CFOs müssen Veränderungen an ihre Teams kommunizieren und sie auch authentisch animieren können, die Transformation gemeinsam zu stemmen.
Und noch etwas zum Stichwort Kommunikation: CFOs sprechen auch zunehmend mit den "Digitalisierern", die die Systeme implementieren: Was wünscht sich der CFO oder die Finanzabteilung? Und was kann abgebildet werden? CFOs müssen wissen, was technologisch möglich ist, sie müssen richtig priorisieren und dann auch klar kommunizieren. In der Summe spielen CFOs also eine zunehmend proaktive Rolle im digitalen Transformationsprozess von Unternehmen. 

Eines noch zum Stichwort “Digitalisierung”: Bitkom berichtete kürzlich in einer Studie über immer mehr Cyber-Angriffe auf deutsche Unternehmen. Die treffen Unternehmen teils sehr empfindlich. Die Rede ist von Schäden in Milliardenhöhe. Auch Ransomware-Attacken nehmen zu, so das Manager Magazin. Welchen Effekt haben diese Entwicklungen auf die Rolle von CFOs? 

Ja, das stimmt: Die Frequenz und Intensität von Cyber-Attacken nehmen zu, ebenso wie die Anfälligkeit von Unternehmen. Und auch wenn die Verantwortlichkeit für Cyber Security nach wie vor fast ausschließlich bei der IT liegt: Cyber-Attacken betreffen längst das ganze Unternehmen. Denken wir beispielsweise an CEO-Scams oder die genannten Ransomware-Attacken, durch die ganze Produktionsstätten zum Stillstand kommen. Drastischer für CFOs und ihren Verantwortungsbereich sind die Scams, mit denen versucht wird, interne Kontrollsysteme (IKS) zu umgehen – leider sehr oft erfolgreich. Grundsätzlich sollten mittelständische Unternehmen intern das Bewusstsein schärfen, also Erkennungs- und Präventionsstrategien für Cyber Security fahren. Und das rechtzeitig. CFOs sollten außerdem ein Budget für Cyber Security vorsehen. Denn womit Konzerne längst zu kämpfen haben, ist für viele mittelständische Unternehmen noch zu weit weg. Und trifft sie dann unvorbereitet. 

Es entsteht der Eindruck, die Tasks von CFOs platzen in Zukunft aus allen Nähten. Als hätten sie ein zusätzliches Mandat. Ihre Rolle erfordert teils brandneue Skills. Wie schätzen Sie das ein: Braucht es einen Splitt ihrer Rolle?   

Differenziert betrachtet haben die aktuellen Entwicklungen andere Effekte auf Group-CFOs von Konzernen und andere Effekte auf die kaufmännische Leitung in mittelständischen Unternehmen. Ich gehe nicht unbedingt von einem Splitt der Rolle aus, aber es wird sicher interessant, wie CFOs ihre nächste Berichtsebene gewichten: Wie viel "Head of Past" mit Fokus auf Effizienzsteigerungen – sprich: Rechnungswesen und andere vergangenheitsorientierte Bereiche – und wie viel "Head of Future", also Vorhersagegenauigkeit, Real Time Reportings, Controlling bzw. FP&A (Financial Planning and Analysis) und andere zukunftsorientierte Bereiche macht die Rolle aus? 

Welches erwähnenswerte Novum rund um die Rolle von CFOs erleben Sie in Ihrem Berateralltag? 

Interessanterweise erlebe ich – wenn auch nur selten – Unternehmen, die komplett ohne CFOs auskommen. Die sich so strukturieren, dass zwei bis drei Finanzfunktionen an die CEOs berichten. Parallel kenne ich auch Unternehmen, in denen CFOs verstärkt in die Rolle der CEOs wechseln. Ihr Erfolg mag darauf gründen, dass sie auf der Basis von Zahlen, Daten und Fakten entscheiden, denn – bei all den zusätzlichen Themen, die je nach Unternehmen auf die auf sie niederprasseln – eines müssen CFOs in erster Linie sein: Finanzexpert:innen.

Welche Verantwortung trifft denn zuletzt CEOs und Unternehmen bei der Ausgestaltung der Rolle ihrer Chief Financial Officers? 

Auch hier kommt es auf das Unternehmen an. Denn jedes befindet sich in seiner individuellen Situation und hat auch unterschiedliche Visionen. Ich bin der Meinung, dass es zuerst eines Kulturwandels bedarf: CEOs und Aufsichtsräte, die die verstärkt strategische Rolle von CFOs zulassen. Denn so lange CEOs von CFOs nur das hören wollen und in Zahlen gegossen sehen wollen, was sie erwarten, wird auch eine verbesserte Prognosegenauigkeit wenig helfen. Wie die Diskussionen geführt werden und welche Entscheidungen getroffen werden, kann oft wichtiger sein, als modernste Tools einzuführen, deren Ergebnis dann niemand wahrhaben will. 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Oberndorfer.


Welche Fragen beschäftigen Sie mit Blick auf die künftige Rolle der 
Chief Financial Officers? Wir stellen uns mit Ihnen den neuen Anforderungen. Sprechen Sie uns gerne an. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme. 

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