VG Wort Zählmarke
Wie geht es der MedTech-Branche wirklich?
19:01

Auf den ersten Blick geht es der deutschen MedTech-Branche gut. Sie wirkt krisenresilient und innovativ, ist exportstark und optimistisch. Global gesehen scheint ihre Geschäftsentwicklung aber wie ausgebremst. Was macht der MedTech-Branche zu schaffen? Wie steht es um ihre Innovationskraft? Wie um ihre Zukunft?

enomyc hat in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Industrieverband SPECTARIS, Fachverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik, über 40 Unternehmen der Branche befragt. Über die Stimmung, die Stärken und Stellhebel der deutschen MedTech-Branche: ein Experteninterview mit Christian Zeller.

 

Herr Zeller, die Medizintechnik wird gern der Pharmabranche zugeteilt. Zur Einordnung: Warum ist das falsch? Was ist MedTech?

Medizintechnik ist eher eine klassische produzierende Industrie, die innovative Technologien und digitale Lösungen integriert. Man spricht in diesem Zusammenhang oft von "diskreter Industrie" – das heißt: Es geht um die Herstellung individuell unterscheidbarer Produkte, die “anfassbar” sind. Im gesamten Produktionskontext besteht die Industrie aus Beschaffung, Fertigung, Montage und natürlich der zugehörigen Logistik. Die Produkte können technologisch ziemlich einfach sein – zum Beispiel ein Rollwagen, der neben einem Krankenhausbett steht, aber eben auch hochkomplex, so wie es Analyse- und Diagnostik-Geräte sind, MRT-Geräte beispielsweise.

Und Pharma?

Pharma ist in Bezug auf die Produktionslogik eine Prozessindustrie. Sie folgt in Bezug auf Innovation, Innovationsaufwendungen sowie jahrelanger Forschungs- und Entwicklungsarbeit und komplexen Zulassungsverfahren einer anderen Logik. Es gibt strengste Vorschriften entlang des gesamten Prozesses, von der Produktentwicklung bis zur Anwendung. Aufwändige vorklinische und klinische Studien sind Teil dessen. Meist geht es um Investitionen in Milliardenhöhe. Insofern ist die Medizintechnik sicherlich eher mit anderen produzierenden Unternehmen zu vergleichen als mit der Pharmaindustrie.

Sie sind Diplom-Wirtschafts- und Maschinenbauingenieur, haben zahlreiche Projekte in produzierenden Unternehmen begleitet, unter anderem in der Automobil- und Zuliefererindustrie. Welche Produkte haben Ihre bisherigen Klienten aus MedTech angefertigt?

Es waren Hersteller und Zulieferer dabei, die komplette klinische Gerätschaften oder notwendige Komponenten dafür fertigen, unter anderem für Beatmungsgeräte. Hersteller von Dentalprodukten und -technologien, Prothetikhersteller, die mit Metall und verschiedenen Hochleistungskunststoffen arbeiten, beispielsweise zur Herstellung von künstlichen Hüft- und Kniegelenken. Ein anderes Beispiel ist ein Unternehmen, das Produkte in der postklinischen Pflege und Versorgung einsetzt, z.B. in der Atemtherapie und Beatmung, Tracheotomie, enterale und parenterale Ernährung, Inkontinenz-, Wund- oder Stomaversorgung. Es ist hochinteressant, Einblicke in diese verschiedenen medizinischen Versorgungsbereiche zu bekommen.

Worüber klagen Ihre Klienten vorrangig?

Sie berichten von Schwierigkeiten in der Absatz-, Produktions- und Beschaffungsplanung. Es ist eine Herausforderung, die gesamte Wertschöpfungskette entlang des Materialflusses zu orchestrieren. Das eine bringt hier das andere mit sich. Und diese ganze Kette zu beherrschen – vom weltweiten Einkauf über die Beschaffungslogistik, die Lieferketten bis in die Fertigungs- und Montagewerke – ist eine komplexe Aufgabe. Und die geht ja mit einer effizienten Distributionslogistik weiter. Hinzu kommen oft weitere Herausforderungen auf der Operations-Seite, zum Beispiel optimiertes Working Capital-Management. Die Kapitalausstattung ist ebenfalls – häufig bei kleineren Unternehmen – ein Riesenthema: sowohl für die Finanzierung von Innovationen als auch für moderne Produktions- und Logistikeinrichtungen.

Sie sprechen die Fertigungs- und Montagewerke an. Welche Schwierigkeiten bestehen hier?

Unter anderem sind stark schwankende Kapazitätsbedarfe eine große Belastung. Denn schwankender Absatz heißt schwankende Produktion: Teils werden zwei oder drei Schichten pro Tag benötigt, dann aber nur fünf pro Woche. Das wirkt sich natürlich auf die Materialdisposition und damit die Beschaffungskette aus. Denn wenn konstant Material hineingegeben, es aber nur unstet verbraucht wird, wird Bestand aufgebaut. Den wollen die Unternehmen auch aus Kapitalbindungsgründen natürlich nicht im Übermaß haben. Es mangelt auch oft an ausreichenden Lagerkapazitäten – und davon abgesehen: Es gibt auch Produkte, die man nicht beliebig lange lagern kann. Je nach Standort kommen teils auch prozessorientierte Themen wie Qualitätsprobleme und damit Ausschuss hinzu. Das führt zu Mehrarbeit und damit immer zu Zusatzkosten.

Die Herausforderungen klingen vertraut. Als würden sich die Unternehmen, die auf mittel- und hochkomplexe Medizingüter spezialisiert sind, mit denselben Problemen herumschlagen, wie auch Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau.

Es sind schon teilweise recht ähnliche Themen. Stellenweise geht es auch um den Bedarf von Elektronik- und Halbleiterkomponenten für Steuerungen: Sie werden beispielsweise sowohl in einer CNC-Fräsmaschine verbaut als auch in einem MRT- oder Beatmungsgerät. Damit können die ja hinlänglich bekannten Themen in der Sicherstellung der Versorgung entstehen.

Nun bilden Kliniken und Krankenhäuser in Deutschland das größte Kundensegment der Medizintechnik-Branche. Die Pandemie brachte ihr Umsatz-Peaks ein: So stieg beispielsweise die Produktion von Beatmungs- und Sauerstofftherapie-Geräten in Q3/2020 um 33,4 Prozent auf 426 Millionen Stück. Der Export derselben Geräte nahm um 88 Prozent zu.

Ja, in der Pandemie herrschte ein massiver Bedarf an medizintechnischen Produkten für Prävention, für Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation. Bis ins Jahr 2021 meldeten die Hersteller Rekordverkaufszahlen.

Was folgte daraufhin?

Mitte 2021 brach die Auftragslage ein – die Bedarfe waren ja mittlerweile gedeckt. Das Auftragsvolumen fiel noch tiefer als auf das gewohnte Niveau. Auch die Zulieferer verkauften dadurch weniger Vorkomponenten. Das Thema Marktschwankungen war in diesem Bereich enorm – und damit auch die schon beschriebenen Herausforderungen.

Eine weitere Herausforderung für das Geschäft wird durch strukturelle Veränderungen befeuert: So wird das größte Kundensegment, die Kliniken und Krankenhäuser, via Schließung, Fusion und Standortverlagerung konsolidiert. Welchen Effekt hat das zusätzlich?

Es hat einerseits den Effekt, dass sich die Kundenbasis der MedTech-Branche in Deutschland verkleinert. Andererseits verändern Fusionen oft auch das Leistungsspektrum der Kliniken – und damit auch den Bedarf an Medizintechnikgeräten. Es entsteht insgesamt eine neue Marktdynamik. Im Umkehrschluss bedeutet das für die MedTech-Branche: Sie muss sehr flexibel auf diese veränderten Kundenstrukturen und -bedürfnisse reagieren. Damit steigt der Innovations- und Wettbewerbsdruck. Oft zieht das Umstrukturierungen im eigenen Hause nach sich.

enomyc hat vergangenen Herbst in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Industrieverband SPECTARIS über 40 Unternehmen der Branche befragt. Schaut man sich die Ergebnisse an, könnte man meinen: Der MedTech-Branche gehe es weiterhin gut – in jedem Fall weit besser als anderen Branchen. Sie wirkt vergleichsweise resilient und innovativ. Ist sie es auch?

Grundsätzlich – schaut man sich andere stark exportabhängige Industrien an, beispielsweise die deutsche Automobilindustrie – dann sieht es bei der MedTech-Branche noch vergleichsweise gut aus, vor allem auch was die Innovationskraft angeht.

Aber?

Aber um weiter im Weltkontext mitreden zu können, braucht es bei den kleineren Unternehmen sicherlich eine ganz klare Fokussierung auf wenig – also Spezialistentum – und in einem breiteren Kontext braucht es Kapitalstärke. Denn Innovation kostet Geld. Und die Innovationsquote deutscher MedTech-Unternehmen ist – auch im Vergleich zu anderen Industrien – noch sehr hoch. Aber die will auch immer wieder refinanziert werden.

Die deutsche MedTech-Branche investiert 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung (F&E). Diese Investitionen gehen aber aktuell zurück oder verstärkt ins Ausland.

Ja, und genau diese Entwicklungen sind gar nicht gut. Sie schwächen die Innovationsfähigkeit der deutschen MedTech-Branche. Denn sie kämpft ja ebenso wie andere Industrien mit steigenden Logistik-, Rohstoff- und Energiepreisen. Inflationsbedingt kommen höhere Personalkosten hinzu. 2023 erwirtschaftete die Branche zwar rund 40 Milliarden Euro und damit einen nominalen Zuwachs von gut 5 Prozent. Parallel aber stiegen die Erzeugerpreise um 5,9 Prozent. Was von vielen Unternehmen als sehr belastend bewertet wird, ist der bürokratische Aufwand, der zur Erfüllung bestimmter Regularien zu leisten ist. Das Problem ist: Wenn es darum geht, den Weltmarkt zu bedienen, dann werden nur Unternehmen mit einer gewissen kritischen Größe in der Lage dazu sein. Die Hidden Champions – dazu würde ich große mittelständische Unternehmen mit einem Umsatz ab etwa einer Milliarde Euro zählen – können den Weltmarkt mit ihrer Kapitalstärke erschließen, ihn strukturiert bedienen und dennoch weiter in ihre F&E investieren. Hier gibt es sicherlich große Chancen und das "Made in Germany" oder "Innovated in Germany" genießt einen sehr guten Ruf. Ein Quick Hit ist das aber nicht: In diese Märkte einzudringen, dauert teils viele Jahre, die auch finanziert werden müssen.

Die Hidden Champions können also punkten. Wie sieht es bei kleineren Unternehmen aus?

Das typische kleinere mittelständische Unternehmen hat aus meiner Erfahrung selten eine Vertriebsorganisation, die die wirklich relevanten Regionen des Weltmarkts richtig gut abdeckt. Da tauchen ganz andere Konkurrenten auf. Neben der kritischen Größe muss man in einer weiteren Dimension differenzieren: dem Produkt. Ist es hochtechnologisch oder handelt es sich vielleicht um standardmäßiges Equipment zur Ausstattung von Krankenhauszimmern – Betten und Beistelltische beispielsweise? Hier gilt sicherlich die Grundregel, dass bei einfachen Produkten die Möglichkeiten auch für kleinere regionale Wettbewerber besser und die Markteintrittsbarrieren kleiner sind – und damit intensiviert sich der Wettbewerb.

Mit 93 Prozent ist die deutsche MedTech-Branche stark KMU-geprägt. Hat der Mittelstand, das vielgepriesene Rückgrat der deutschen Wirtschaft, in Sachen Investitionen in F&E nicht auch eine klare Schwäche? Der Blick in die USA oder nach China zeichnet ein klares Bild: Je größer das Unternehmen, umso höher fallen auch die Investitionen in F&E aus. Mehr Manpower, mehr Brainpower, folglich auch mehr Innovation und mehr Erfolg?

Das ist eine berechtigte Frage, denn die Rahmenbedingungen sind ausschlaggebend. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland sind ja sehr häufig inhabergeführt, teils Familienunternehmen. Ihre Vorteile sind sicherlich, dass sie relativ schnell entscheiden und agieren können. Auf der anderen Seite gestalten sich Themen wie Nachfolgeregelung, Finanzausstattung und Ressourcenallokation problematisch. Damit haben sie schlussendlich eine eingeschränkte Innovationsfähigkeit. Und ja, klar macht es einen Unterschied, ob 100 Unternehmen je 50 Millionen Umsatz generieren oder zwei große Mittelständler Umsätze im Milliardenbereich machen und durch Kräftebündelung schlagkräftiger sind. Mit Blick auf Asien: Ich halte es auch für sehr erwartbar, dass die dortige Kompetenz in den Bereichen der gehobenen Medizintechnik und im Hightech, vorrangig in China, aber beispielsweise auch in Südkorea weiter zunehmen wird.

Was Jobs betrifft, stockt die deutsche MedTech-Branche aber weiter auf. 265.000 Beschäftigte zählt sie aktuell – Tendenz steigend. Überraschenderweise wird der Fachkräftemangel auch in der Umfrage von SPECTARIS x enomyc noch als unkritisch betrachtet. Wie erklären Sie das?

Das ist tatsächlich interessant, denn die Branche ist von der demographischen Entwicklung ja ebenso wie andere betroffen. Sie benötigt beispielsweise dringend Fachkräfte in der Entwicklung. Sie braucht Medizintechniker genauso wie Experts für Data Science, KI und Robotik. Ich habe eine Vermutung, warum die Furcht vor dem Fachkräftemangel durch unsere Umfrage nicht belegt wurde: Die MedTech-Branche gilt bei vielen Hochschulabsolventen als en vogue. Wir haben es aktuell mit einer Generation zu tun, die sich nach ethisch korrekten Arbeitgebern umschaut. Wer nach Unternehmen sucht, die als sozial, innovativ und technologisch fortschrittlich gelten, wird in der MedTech-Branche fündig. Vielleicht sieht sich die Branche auch deswegen in der Lage, den Fachkräftemangel einigermaßen gut zu überstehen. Sie ist attraktiv und hat Anziehungskraft. Und natürlich kann man mittlerweile dezidiert Medizintechnik studieren, aber in der Branche selbst werden zahlreiche Disziplinen und Qualifikationen gebraucht: Physiker, Informatiker, E-Techniker, Maschinenbauer, Wirtschaftsingenieure und viele weitere hochwertige Qualifikationen finden sich dort.

Auch die Exporte laufen gut: Die Quote liegt bei rund 67 Prozent, der Anteil am Weltmarkt bei 9,9 Prozent. Aber eine Wachstumsbremse melden die Unternehmen in der Umfrage dann doch – Sie sprachen es schon an: die Regulatorik.

Ja, in unserer Umfrage sahen gut die Hälfte der befragten Unternehmen in “Reglementierung und Bürokratie” eines der größten Hemmnisse für ihre Geschäftsentwicklung. Hier geht es vorrangig, aber nicht nur, um die Medical Device Regulation (MDR). Tatsächlich stellt die Regulation die Branche vor massive Herausforderungen. Sie ist komplex, ihre Erfüllung kostspielig und sie bindet viele Ressourcen. Insbesondere kleinere und mittelständische Unternehmen sehen sich deswegen stark durch sie belastet. Und branchenunabhängige Regularien, wie beispielsweise das ESG, kommen ja noch dazu.

Die deutschen Unternehmen werden aber nicht um den hohen bürokratischen Aufwand herumkommen.

Ganz sicher nicht. Hier gilt wirklich “Augen zu und durch”: Die MDR fordert eine strikte Produktregulatorik und die MedTech-Unternehmen werden nicht umhinkommen, dieser zu folgen, um die hohen Standards an Sicherheit und Wirksamkeit zu erfüllen. Auch hier wird die Größe eines Unternehmens maßgeblich sein: Denn erst ab einer kritischen Größe ist es den Unternehmen auch möglich, die Ressourcen zu stellen und die Kosten zu decken, die dafür nötig sein werden.

Während sich die deutsche MedTech-Industrie also größtenteils mit Regularien plagt, gelten in anderen Ländern flexiblere regulatorische Rahmenbedingungen, wie in den USA  beispielsweise. Und in China fließen hohe Summen aus staatlichen Förderprogrammen in die F&E ihrer MedTech-Unternehmen.

Ja, und auch das hat weitreichende Folgen. Die Art der Regulatorik, die in Deutschland oft beklagt wird – denken wir auch an die CSRD-Berichtspflicht im Rahmen von ESG – machen deutschen MedTech-Unternehmen durchaus zu schaffen und andere Länder zu wesentlich attraktiveren Märkten. Die USA haben beispielsweise zentral gesteuerte Zulassungsverfahren. Dies kann in einigen Fällen schnellere Markteinführungen und planbarere Prozesse ermöglichen. Es wird dort auch wesentlich vernetzter gearbeitet. Was die chinesischen Subventionen betrifft: Auch in Deutschland fließen Förderungen. Allerdings fordern Medizinverbände wie auch SPECTARIS – das kann man in zahlreichen Positionspapieren nachlesen – dass die MedTech-Branche wesentlich stärker entlastet und dafür weit intensiver gefördert werden muss. Es gibt mehrere Stellhebel, die die MedTech-Branche unbedingt bedienen muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dazu gehört – aus meiner Sicht elementar wichtig – die Digitalisierung. Sie wird die Unternehmen in großem Maße entlasten und Prozesse wesentlich effizienter und kostengünstiger gestalten. Ein Beispiel ist allein der elektronische Datenaustausch zwischen Institutionen im Gesundheitssystem, aber auch der Ausbau der E-Health-Entwicklungen, der Telemedizin, Big Data-Anwendungen. Robotik und KI werden sicher zunehmend ihren Platz in der Medizin der Zukunft haben.

Tatsächlich wurde kürzlich bekannt, dass ein Mensch erstmals zahnmedizinisch von einem KI-gesteuerten autonomen Roboter operiert wurde – und das schnell und präzise. Die Entwickler: die Bostoner Firma Perceptive. Wie schätzen Sie die weiteren Entwicklungen ein?

Robotik und KI sind klar die Innovationstreiber der zukünftigen Entwicklungen. Darauf müssen sich die deutschen Unternehmen einstellen. Bei geplanten Standardoperationen, bei denen die Materialverfügbarkeit vorausgesetzt und erfüllt ist – beispielsweise in der Prothetik, bei Knie- und Hüftoperationen – werden bestimmte Teilschritte während der Operation zunehmend von KI und Robotik übernommen werden. Stichwort Fachkräftemangel: KI und Robotik werden hier auch für den physischen Schutz und für die Entlastung von Fachpersonal eingesetzt werden. Was die deutsche MedTech-Branche dafür benötigt: Budget und Brainpower.

Talentgewinnung also. Die Frage, die sich stellt, ist: Wie bekommen wir diese Brainpower in die deutschen MedTech-Unternehmen?

Ja, und wie können wir sie auch langfristig in Deutschland bündeln und halten? Damit Innovation nicht nur ansatzweise entwickelt wird, sondern auch hier “vom Band läuft”? Denn betrachtet man die letzten zehn Jahre, dann kann man beobachten, dass zum Beispiel Talente aus dem Bereich Softwareentwicklung vermehrt aus Deutschland ins Ausland abwandern, unter andere in Hubs in den USA oder in Tel Aviv. Warum? Weil dort die Arbeits- und Forschungsmöglichkeiten, die Innovationsgeschwindigkeit, die Marktsituation und auch die Verdienstmöglichkeiten für hochtalentierte Menschen stimmen. Wie bekommen wir die Digi Nerds aus San Francisco und Palo Alto zum Beispiel ins “Weltzentrum der Medizintechnik” nach Tuttlingen? Wie machen wir die Talente von morgen auf uns aufmerksam? Dafür brauchen wir hierzulande verstärkt Invest in F&E und Talentgewinnung. Es wird für Unternehmen also wichtiger denn je werden, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren und herausragende Forschungs- und Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Zeller.

 

Jetzt Branchen-Insights erhalten!