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„Der Mensch hat drei Wege, klug zu handeln,” lehrte einst Konfuzius. “Erstens durch Nachdenken: Das ist der edelste. Zweitens durch Nachahmen: Das ist der leichteste. Drittens durch Erfahrung: Das ist der bitterste.“ Macht es sich China leicht? Und wird es für Deutschland bitter? Wie Wirtschaftspolitik und Mittelstand auf Chinas Wirtschaftskurs reagieren könnten: Darüber spricht Christian Zeller, Partner bei enomyc, im aktuellen Interview.

Herr Zeller, Sie sind Diplom Wirtschafts- und Maschinenbauingenieur, befassen sich seit langer Zeit mit Asien und waren auch beruflich dort. Was fasziniert Sie an diesem Wirtschaftsraum?

Es ging schon in meiner Diplomarbeit an der RWTH Aachen um Japan und das Toyota-Produktionssystem. Von da an waren mein Interesse und meine Liebe für Asien geweckt. Fasziniert haben mich von Anfang an aber auch die Jahrtausende alten Kulturen und die schon damals hoch entwickelten Gesellschaften. Asien beherrscht Komplexität. Allein das tägliche Leben von 120 Millionen Japanern auf vier Inseln zu organisieren, zeugt von höchster Disziplin. Und was strategisches Denken betrifft, so haben die beiden rivalisierenden Staaten Japan und China es über Jahrtausende perfektioniert. Das merkt man auch in der heutigen Wirtschaftswelt.

… von der viele Wirtschaftsexperten sagen, China denke sie strategisch wesentlich langfristiger – und habe auch den deutlich längeren Atem.

Das stimmt. China organisiert und strukturiert seine Wirtschaftspolitik sehr langfristig und damit auch seine Wirtschaft. Bei uns kann theoretisch alle vier Jahre eine neue Bundesregierung gewählt werden, die dann eine Richtungsänderung vornimmt. In China ist das ein ganz anderes Spiel. Das mag man positiv oder negativ bewerten, aber China setzt starke Rahmenbedingungen für strategisches und nachhaltiges Handeln. Damit lassen sich gigantische Themen definieren und auch mit langem Atem realisieren, die "Belt and Road Initiative" beispielsweise.

Sie meinen die Neue Seidenstraße.

Genau. Die Initiative, China mit Europa zu verbinden, gilt – über die Landwege hinaus – auch für die Seewege. Und damit für den Hafenausbau und Anteilserwerb an Häfen in verschiedenen Ländern, unter anderem in Pakistan. Die Initiative ist extrem geprägt von einem strategischen Handeln, das nicht mehr aus der Wirtschaft, sondern vor allen Dingen aus der Politik heraus vorangetrieben wird.

China galt lange als Entwicklungsland und positioniert sich in einigen Bereichen, beispielsweise im Klimaschutz, auch gern weiterhin so. Ist China aus Ihrer Sicht noch ein Entwicklungsland?

Ja und nein. Es gibt Bereiche, in denen China aus heutiger Sicht sicherlich kein Entwicklungsland mehr ist. Was Innovationen betrifft, ist China in verschiedenen Bereichen klar in den Lead gegangen. Beispiel Batterieherstellung für E-Autos: Von den zehn größten Lithium-Batterieherstellern für E-Autos sind mit CATL und BYD allein zwei chinesische Hersteller unter den Top 3. Was aber die Halbleiterei oder hochkomplexen Maschinenbau betrifft, ist China noch nicht ganz so weit. Schaut man sich zusätzlich das gesamte Land an, vorrangig ländliche Regionen, dann stellt man fest, dass noch sehr viele Menschen als Wander-, Leiharbeiter und Bauern beschäftigt sind. Und was Menschenrechte und Umweltschutz betrifft, so stecken diese Themen definitiv noch im Entwicklungsstadium. Man muss China daher sehr differenziert betrachten.

Gleichzeitig hat China aber sehr wichtige Wissens- und Technologietransfers getätigt – unter anderem durch Investitionen, Joint Ventures und Unternehmensübernahmen. Heute boomt Chinas Batterie-, E-Auto- und Solargeschäft. Aus dem Partner ist ein Systemrivale geworden. Was haben wir übersehen?

Einiges. Erstens: welche Brainpower China durch seine Bevölkerung und Bevölkerungsstruktur aufgebaut hat. China hat zwar auch begonnen zu überaltern, aber schaut man 20 Jahre zurück, so sind damals doch sehr viele, sehr gut ausgebildete Absolventen aus IT, erweiterten Technologiebereichen und auch Biotechnik in den chinesischen Arbeitsmarkt eingetreten. Sie sind maßgeblich für die Innovationen und aktuelle Dynamik in China verantwortlich. Zweitens haben wir unterschätzt, wie strategisch langfristig orientiert China in seiner Politik handelt – und darüber auch die Wirtschaft steuert.

Das zeigt sich besonders am Beispiel der Elektromobilität. China hat heute bereits mehr als vier Millionen Ladesäulen installiert. Das funktioniert aber zuletzt auch deswegen so gut, weil der Staat den Progress anordnet und subventioniert. Teils übernimmt er sogar das Projektmanagement, koordiniert die Lieferketten – von den Batterieherstellern bis hin zu Steuerungssystemen. Hierzulande verzeichnete das Ladesäulenregister zuletzt gut 115.000 Ladepunkte, Schnellladepunkte inklusive.

Das ist ein gutes Beispiel. Klar ist, dass wir in Deutschland mit unserem politischen System nicht in dieser Art und Weise steuernd eingreifen können oder das wollen. Das muss man so hinnehmen. Aber so ist es auch schwieriger, Vorhaben koordiniert zu fördern und eine schnelle Verbreitung von Innovationen und neuartiger Technologien voranzutreiben.

Was können wir uns denn abschauen? Was wäre eine gute Lösung für eine Demokratie?

Abschauen können wir uns definitiv Chinas Technologieoffenheit, seine Dynamik, seine Konstanz, seine Langfristigkeit im Handeln. Und es gibt tatsächlich auch ein Zwischenmodell – oder besser ein Gegenbeispiel aus einer Demokratie. Sehen wir uns Tesla an: Dass das Unternehmen – zunächst in den USA – so schnell gewachsen ist, lag auch daran, dass es von Vorneherein ein komplettes Konzept auf die Beine gestellt hat – inklusive Supercharger. Das war, im Gegensatz zum chinesischen Approach, überhaupt nicht reguliert. Dass Tesla so gepusht wurde, war letzten Endes in der wirtschaftlichen Kraft und der entsprechenden Dynamik begründet, die Elon Musk und seine Mannschaft an den Tag legten. Das verschaffte Tesla phasenweise – neben technologiebezogenen Themen wie beispielsweise Hard- und Software-Architektur – enorme Vorteile gegenüber Wettbewerbern.

Also braucht es für Umsatzstärke nicht regulative Kraft?

Ich finde nicht. Was es braucht sind übergreifende, zentral gesteuerte Initiativen, die beispielsweise das Thema Infrastruktur mit dem Thema Förderungs- und Anreizpolitik kombiniert – Stichwort: E-Auto-Prämie – und sie dann auch wirklich längerfristig umsetzt. Und genau an dem Punkt sind wir ein Stück weit im politischen System gefangen. Wir haben aktuell eine Regierung, die seit 2021 im Amt ist. Nach 1,5 Jahren Findungsphase wird schon auf die nächste Bundestagswahl geblickt. Sind so wirklich langfristige, nachhaltige Initiativen und Förderung möglich? Da sehe ich einen Riesennachteil.

Wir sprachen schon darüber, was Deutschland übersehen oder unterschätzt hat. Haben wir auch etwas an China überschätzt?

Ja, wir haben daran geglaubt, dass es um wirkliche Partnerschaften geht. Aber natürlich geht es China um nationale Eigeninteressen. Was die erwähnten Joint Ventures betrifft, also die Beteiligung von chinesischen Unternehmen an deutschen Unternehmen in China: China hat immer darauf abgezielt, die Kontrolle zu behalten, um den Know-how- und Technologietransfer zu gewährleisten.

China hat viel Wissens- und Technologietransfer betrieben. Es gibt darüber hinaus zahlreiche Fälle von Industriediebstahl. Macht es sich China, um es in Konfuzius’ Worten zu sagen, leicht? Nachahmung, sagte dieser, sei schließlich der leichteste Weg, um klug zu handeln.

In bestimmten Produktbereichen – beispielsweise bei Baumaschinen-Equipment oder Nutzfahrzeugen – hat China stark nachgeahmt. Es hat imitiert, kopiert und übernommen. Aber vieles wurde auch in Eigeninnovation erschaffen. Nehmen wir die Batterieherstellung: Hier wurde sowohl im Produkt- als auch in der Produktionstechnologie sehr innovativ gehandelt. Allerdings – das muss man an dieser Stelle auch sagen – wurde die Realisierung auch stark durch europäische Hersteller von Produktionsanlagen ermöglicht.

Sie haben in China mehrere Werke von Automobilzulieferern besucht. Welche Details haben Sie an deutsche Pendants erinnert?

Ich erinnere mich gut an den Besuch bei einem First Tier Supplier in Taicang. Eine ehemalige Bosch-Managerin war für das Werk verantwortlich. Die gesamten Produktionsprinzipien waren hochmodern – angefangen von konsequenter Umsetzung von Lean Management-Prinzipien bis hin zu State-of-the-Art-Produktionsanlagen. Materialflussprinzipien, Prozessvisualisierung und vieles mehr war auf dem neuesten Stand. Was ich auch sehr beeindruckend fand – und was in China vollkommen anders gelagert ist –  sind die Flexibilität und das Engagement der Beschäftigten. In Deutschland gewinnt man doch hier und da den Eindruck, dass die Gesellschaft in Teilen saturierter ist. Gerade die nachfolgenden Generationen haben eine ganz andere Einstellung zur Arbeit, was ja auch viel diskutiert wird.

Was kann sich Deutschland – abgesehen von einer flexiblen, engagierten Workforce – noch abschauen?

Da gibt es einige Beispiele. Eines, was den technologischen Komplex sehr gut darstellt, ist sicher die Teststrecke für den Transrapid im Emsland: Die Technologie wurde in Deutschland entwickelt. Zu einer wirklichen Nutzung im öffentlichen Raum kam es aber nie. China hingegen hat das Thema Transrapid früh adaptiert – und einfach gemacht! Seit Dezember 2002 steht die Verbindung zwischen Shanghai Airport und Zentrum. Und bis heute ist sie die einzige in Betrieb befindliche Transrapid-Strecke, die jemals auf der Welt eröffnet wurde. Auch ich habe sie schon genutzt.

Wofür steht dieses Beispiel?

Einerseits dafür, dass man sich etwas traut. Wenn auch nur aus Prestige-Gründen.

Andererseits?

Dass man Technologie und neuen technologischen Anwendungen offen begegnet.

Nehmen Sie Deutschland dahingehend als verschlossen wahr?

Ja. Auch hier gibt es einige Beispiele, die erkennen lassen, wie schwer sich die deutsche Gesellschaft oftmals mit neuen Technologien tut. Es bestehen sehr oft Partialinteressen. So gibt es zahlreiche Klagen gegen den Ausbau von Windparks. Oder das Thema Überwachung des öffentlichen Raums: Hier werden die Wahrung der Privatsphäre und Aspekte des Datenschutzes ebenfalls extrem kontrovers diskutiert. Ich möchte mich nicht gegen Datenschutz aussprechen, aber in Summe bremsen wir so neue Technologien, technologische Anwendungen und Produkte aus. Das ist fatal. Westeuropa und auch Deutschland haben, was diese Technologieoffenheit und damit einhergehende Dynamik betrifft, in wesentlichen Teilen deutlich eingebüßt. Es gibt oft extrem gute Ansätze, die dann aber woanders realisiert werden.

Wo liegt Deutschlands Fehler?

Deutschland kann sich als High Cost-Standort aus meiner Sicht langfristig nur über dynamische Innovationsstärke positionieren. Das nimmt mir sowohl in der wirtschaftspolitischen Diskussion als auch in der Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen zu wenig Raum ein. Denn hierzulande werden oft nur die Basistechnologien für Produkte entwickelt. Deutschland muss aber auch den Schritt schaffen, vermarktungsfähige Produkte zu entwickeln, sie zu kommerzialisieren, entsprechende Wettbewerbsvorteile zu generieren und andere Marktbegleiter damit auf Abstand halten.

Was gehört dazu?

Echtes Unternehmertum und Technologieoffenheit – im inhaltlichen Sinne, nicht nur als politische Floskel. Es braucht wieder deutlich mehr Dynamik in unserem Wirtschaftsleben. Das bedeutet, dass es in einigen Bereichen sehr viel weniger Regulierung geben sollte. Wir müssen zurück zu echtem Innovationsgeist finden. Dazu gehört auch, dass wir den Fokus auf den Ausbau unserer Wissenschaft legen – und sie hier bündeln. Ich beobachte, dass Wissenschaftler ins Ausland abwandern, wo es bessere Forschungsbedingungen gibt, höhere Freiheitsgrade, sehr gute Jobaussichten und nicht zuletzt auch attraktivere Gehälter.

Denken wir an die Intel-Chipfabrik in Magdeburg, die geplante Northvolt-Batteriefabrik bei Heide und andere Initiativen, dann hängt sich Deutschlands Wirtschaftspolitik ja schon rein.

Ja, das stimmt. Es gibt konkrete Ansiedlungsbestrebungen. Da geht es aber nicht immer fair zu. Die Aufgabe der Wirtschaftspolitik sollte nicht nur darin bestehen, Unternehmen Mittel zuzuführen: Es muss auch für das jeweilige Industriesegment und für den Standort Deutschland ein langfristiger Nutzen generiert werden. Denken wir an Tesla in Grünheide, so wird dort aktuell – schon zwei Jahre nach Eröffnung des Werkes – über den Abbau von Hunderten Arbeitsplätzen diskutiert. Was wir aber in Deutschland brauchen, sind langfristig bestehende Arbeitsplätze in Bereichen mit Zukunftsperspektive.

Deutschlands stärkste Industrien sind nach wie vor Automobil, Maschinenbau, Chemie und Elektro. In unserem Vorgespräch sagten Sie, die Halbleiterei sei Gebot der Stunde. Welche Szenarien sind in diesem Feld für Deutschland denkbar?

Das ist ein ganz wichtiger Punkt: Wir haben in Deutschland erfolgreiche Firmen im Bereich der Halbleiterei. Im Bereich der automobilen Halbleiter ist Infineon ein sehr gut positioniertes Unternehmen. Und natürlich hat Bosch sowohl die Power als auch das Know-how, um dieses Geschäftsfeld weiter zu entwickeln. Die Halbleiterei ist extrem aufwändig und kapitalintensiv. Sie braucht daher lange Planungsvorläufe. Aus meiner Sicht muss es auch hier eine Wirtschafts- und Standortpolitik geben, die dieses Feld gezielt fördert. Der Bereich muss von der Forschung bis zur Industrie gepusht werden. Das ist Aufgabe der Wirtschafts- und der Wissenschaftspolitik: Sie muss dafür die Rahmenbedingungen setzen. Was uns mit Photovoltaik passiert ist, darf uns kein zweites Mal passieren.

Sie beraten auch Unternehmen der Transport- und Logistikbranche. Was halten Sie in dem Zusammenhang von den chinesischen Drop-Shipping-Anbietern Temu und SHEIN? Hierzulande ist von 400.000 täglich ausgelieferten Paketen die Rede – und es heißt, Temu plane sogar eine eigene Fluglinie zwischen Zhengzhou und Frankfurt. Finden Sie die Entwicklungen gefährlich?

Aus Konsumentensicht ist diese Entwicklung erstmal vermeintlich attraktiv. Sehr viele Produkte und auch Produktimitate werden zu sehr niedrigen Preisen angeboten. Auch die Logistikunternehmen profitieren: Sie verkaufen hohe Transportkapazitäten und lasten ihre Zustellungskapazitäten aus. Die KEP – Kurier-, Express- und Paketdienste – platzen aus allen Nähten. Das ist die eine Seite der Medaille.

Und die andere?

Diese Entwicklungen gehen stark auf Lasten von Anbietern, die ihre Produkte nicht zu solch günstigen Konditionen anbieten können. Zum einen, weil sie eine andere Geschäftsethik pflegen, zum anderen, weil sie einen anderen Anspruch an ihre Produkte stellen. So lange sich die genannten Entwicklungen auf den Konsumgüterbereich auswirken, ist das sicherlich noch anders zu bewerten. Gefährlich wird es – und da rede ich jetzt nicht von Temu oder SHEIN – im industriellen Bereich. Ein Beispiel ist die Diskussion rund um den Ausbau des Mobilfunknetzes mit Huawei-Komponenten. Ein anderes betrifft die Ausstattung von Häfen mit Krananlagen chinesischer Hersteller. Daran erkennt man, wohin die Reise gehen könnte. Immerhin könnte dann die infrastrukturelle und digitale Sicherheit betroffen sein.

Und obwohl eine Sorge mitschwingt, obwohl es die China-Strategie gibt und der Bundeskanzler gerade auf Level Playing Field drängt: Die Importe aus China waren auch in 2023 doppelt so hoch wie die Exporte aus Deutschland. Was denken Sie wird passieren, wenn der Taiwan-China-Konflikt eskalieren sollte?

Man muss hier zwei Punkte unterscheiden. Welche sind die wichtigsten Umfänge aus Taiwan? Sicherlich die Halbleiterei, erweiterte Elektronik und Elektronikkomponenten. Ein Angriff Chinas auf Taiwan würde hierzulande zu massiven Ausfällen führen. Das ist der eine Bereich. Der zweite betrifft die Reaktionen der westlichen Mächte – insbesondere der USA und ihrer NATO-Verbündeten: Welche Sanktionen wären die Folge? Das ist die Schlüsselfrage.

Bei schweren Sanktionen gegen China würden auch wesentliche Teile globaler Lieferketten einbrechen.

Und auch deswegen werden aktuell die Global Sourcing-Ansätze der letzten 30 Jahre stark überdacht. Unter anderem werden Ressourcing und Relocating aus Asien hin zu osteuropäischen Ländern oder in den NAFTA-Raum diskutiert – und auch bereits umgesetzt.

Welche Bedenken teilen mittelständische Unternehmen mit Ihnen?

Geht es um das Thema Lieferkettenfragilität, dann wägen mittlerweile viele Unternehmen sorgfältig ab, sich innerhalb von zwei Tagen via LKW-Fracht aus Rumänien beliefern zu lassen, statt die Ware nach vier bis sechs Wochen aus China zu erhalten. Und da sind die zwei Wochen zusätzliche Dauer auf See sowie die Extrakosten für einen Seetransport rund um das Kap der Guten Hoffnung noch gar nicht in der Rechnung. All-in betrachtet kann das je nach Produkt der sinnvollere Ansatz sein. Auch nehme ich bei den mittelständischen Unternehmen wahr, dass sie sich – wie die Großunternehmen auch – sowohl über ihre eigenen Produktionsnetzwerke und Standorte als auch über die Lokalisierung ihrer Schlüssellieferanten intensiv Gedanken machen.

Also, von "Don't hate. Imitate" zu "Rethink and Relocate"?

Ja, vieles muss jetzt überdacht und re-dynamisiert werden. Die Rahmenbedingungen haben sich geändert. Entscheidungen, die man mal getroffen hat – die auch durchaus ihre Bewandtnis hatten und viele Jahre gut funktioniert haben – gehen nicht länger auf. Auch in Asien sind beispielsweise die Produktionskosten deutlich gestiegen. Bestimmte Strukturen müssen auch deswegen überdacht werden. Aber es wäre falsch, pauschal "Relocation" anzuwenden – also alles zurückzuholen. Denn damit würden auch die großen globalen Player ihren Marktzugang verlieren. Das kann sich Deutschlands Wirtschaft auch nicht leisten.

Vielen Dank für Ihre Einschätzungen, Herr Zeller.

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